Management, Führung

Wir brauchen Exno­va­tion statt Inno­va­tion

von Dennis Fischer

 

Wie hat es Stromberg in der gleichnamigen Fernsehserie formuliert?

„Im Büro gilt das Gleiche wie bei Muttermalen. Veränderungen sind nie ein gutes Zeichen!“

So geht es aktuell vielen meiner Kunden. Sie sind überfordert von der Geschwindigkeit, mit der sich die Welt zurzeit verändert. Corona, Krieg in der Ukraine, Gasmangel. Dazu kommen Herausforderungen in ihrem Alltag: Erst wird ein neues Vertriebssystem eingeführt und dann mit agilen Methoden gearbeitet. Sie sollen gleichzeitig die bestehenden Prozesse optimieren aber auch Innovationen kreieren, um in Zukunft relevant zu bleiben.

Dann sitzen sie bei mir im Workshop und haben überhaupt keine Kapazitäten mehr, um etwas Neues zu lernen. Stattdessen würden sie gerne erst einmal Ordnung schaffen und Dinge entsorgen, die sie nicht mehr benötigen.

Exnovationen sind das Gegenteil von Innovationen

Genau aus diesem Grund benötigen wir zunächst einmal Exnovationen, bevor wir über Innovationen sprechen können. Exnovationen sind das Gegenteil von Innovationen und beschreiben das Abschaffen und Zurücknehmen von Prozessen, Praktiken, Technologien oder anderen Dingen, die nicht mehr benötigt werden.

Ein Beispiel gefällig?

Ein Teilnehmer hat mir letztens erzählt: „Ich habe jahrelang jeden Montag ein Reporting für mein Management erstellt. Dann habe ich mir Folgendes überlegt: Ich schicke einfach jede Woche das gleiche Reporting, bis es jemanden auffällt.“

So hat er sechs Wochen lang jeden Montag den gleichen Bericht verschickt. Lediglich das Datum hat er angepasst, um es den Kolleg:innen nicht zu einfach zu machen.

Ist es jemanden aufgefallen? Nein! Nachdem er den Empfängerkreis eingeweiht hatte, haben sie gemeinsam beschlossen den Report einzustellen.

Leider sind wir Menschen aber nicht dafür geschaffen, Dinge zurückzubauen. Wie eine Studie der Universität Virginia im letzten Jahr gezeigt hat, tendieren wir dazu eher etwas hinzuzufügen als etwas wegzunehmen. Die Teilnehmer sollten eine Konstruktion aus Lego stabilisieren. Anstatt einfach einen Stein wegzunehmen, haben 59 Prozent weitere Steine hinzugefügt. Und das obwohl, jeder weitere Stein Geld gekostet hat!

Die gute Nachricht ist: Wenn man die Teilnehmer während der Studie daran erinnert hat, dass sie auch Steine wegnehmen dürfen, haben viele die Chance genutzt und einfach einen Legostein entfernt.

Verlernen lernen

Wir sollten uns also jeden Tag daran erinnern, dass Exnovation vor Innovation kommen sollte! Wir sollten uns daran erinnern, dass „Verlernen lernen“ mindestens genauso wichtig ist wie die Fähigkeit Neues zu lernen. Genau aus diesem Grund ist „Verlernen lernen“ einer der wichtigsten Future Work Skills, die ich in meinem aktuellen Buch vorstelle.

Über den Autor

Dennis Fischer ist Trainer und Keynote-Speaker zu „Future Work Skills“. Er studierte Internationales Management in Deutschland und Frankreich. Nach zwei Stationen in Start-ups in Berlin und einem Ausflug in einen großen Konzern hat er 2016 den Schritt in die Selbständigkeit gewagt. Heute begleitet Dennis Fischer zahlreiche namhafte Kunden dabei, ihre Mitarbeiter fit für die Arbeitswelt der Zukunft zu machen. Nach dem Erfolg seines Buches „52 Wege zum Erfolg“, das vom Hamburger Abendblatt als „TOP 10 Wirtschaftsbuch 2019“ ausgezeichnet wurde, widmet er sich in seinem neuen Buch den wichtigsten Soft Skills der Zukunft.

Nicht erst seit Corona wissen wir, dass die Arbeitswelt im Wandel ist und wir in den nächsten zehn Jahren neue Fähigkeiten und Fertigkeiten benötigen, um erfolgreich zu sein.

In seinen inspirierenden Keynotes möchte er seine Zuschauer inspirieren und motivieren, sich selbst und ihre Mitarbeiter kontinuierlich weiterzubilden, um fit für die Zukunft zu werden.

Wenn Dennis Fischer nicht gerade auf der Bühne steht oder seinen Podcast produziert, trifft man ihn beim Trailrunning in den Münchner Bergen. Dort nimmt er auch gerne einmal an einem 52 Kilometer langen Lauf quer durch das Karwendel teil.