Management, Führung

Müde von der X-ten Umstruk­tu­rie­rung?

Teil 2 der Serie "Change-Müdigkeit vermeiden" von Dr. Ralph Nolte

Unternehmen sehen sich heute vor vielfältige Herausforderungen gestellt: Fachkräftemangel, technologische Neuerungen, Betriebsabläufe, die optimiert werden müssen, nicht mehr zeitgemäße Hierarchien – das sind nur einige der möglichen Szenarien. Und oft genug greift auch eins ins andere, sodass die Führungsetagen alle Hände voll zu tun haben. Vor allem dann, wenn es gilt, die Mitarbeiter trotz aller Innovationen weiterhin zu motivieren und ihnen die vielen Veränderungen schmackhaft zu machen.

Selbst die fähigsten Führungsetagen kommen da hin und wieder an ihre Grenzen. Was liegt also näher, als sich Hilfe zu holen? GABAL Autor und Organisationsberater Dr. Ralph Nolte hat es sich zur Aufgabe gemacht, Firmen bei Change-Prozessen zu begleiten und zu unterstützen. Mit seinem geschulten Blick sieht er sofort, was eventuell falsch läuft, wenn die Mitarbeiter nicht mehr richtig mitziehen, wenn die Sinnhaftigkeit der Umstrukturierungen auf der Strecke bleibt oder die neuen Methoden nicht den gewünschten Erfolg bringen.

Voller Elan in die Zukunft – man muss nur wissen, wie

Firmenleitungen starten oft hochmotiviert und erleben dann, dass die besten Pläne sich nicht immer reibungslos umsetzen lassen. Ist es der falsche Ansatz? Wo hat man etwas übersehen? Warum klappt es nicht wie erwartet, obwohl man sich alle erdenkliche Mühe gibt?

Sind die Mitarbeiter vielleicht zu sehr gestresst durch die Neuerungen? Befürchten sie, dass ihre Arbeitsplätze durch den Wandel in Gefahr sind? Vertrauen sie den neuen Strukturen nicht und bremsen deshalb, statt mitzuziehen? All diese Szenarien sind möglich auf dem Weg zur Umstrukturierung eines Unternehmens.

Über drei Viertel aller Change-Projekte scheitern, so das Ergebnis einer Studie aus 2018 des IMD, Lausanne. Aber das muss so nicht sein. Oft braucht es nur den passenden Ansatz und vor allem den Blick für das Wesentliche. Und, der Grund liegt nicht in dem Projekt selbst, sondern weit vor dem Start, so die Studie.

Alles nochmal neu denken lohnt!

Manchmal verlassen Firmen sich darauf, dass es schon irgendwie funktionieren wird, wenn sie ein bestimmtes Ziel erreicht werden soll. Oft wird bei Change-Prozessen zu spät erkannt, dass irgendetwas nicht rund läuft. Wenn der Methodenwechsel das Richtungsziel nicht wirklich unterstützt, zeigt sich das oft erst, wenn es fast zu spät ist. Mit großem Aufwand, hohen Kosten und personellen Anstrengungen wurden schon manche Projekte monatelang vorangetrieben, nur um dann zu erkennen, dass es an allen Ecken und Enden hakt. Nicht selten lässt sich das, bei genauem Hinsehen, an den Reaktionen der MitarbeiterInnen erkennen: Widerstände machen sich breit, Change-Müdigkeit, also Ermüdungserscheinungen bei der Unterstützung der Veränderung bis hin zu Verweigerungshaltung, verursacht durch Verunsicherung sind die häufigsten Indikatoren.

In einem bekannten Gesellschaftsspiel heißt es: „Gehe zurück auf LOS!“ Und das lohnt insbesondere auch bei ins Stocken geratenen Transformationsvorhaben: Innehalten, Motiv und Ziel nochmal auf die Prüfbank stellen, in die Tiefe gehen und durchdringen, was aus Unternehmenssicht am meisten Sinn ergibt. Nachschauen, ob für dieses Vorhaben die richtigen Leute an Bord sind und es keine „Show-Stopper“ ggf. durch fiskale Auflagen gibt, bis hin zu einem einheitlichen Rollenverständnis in der neuen Organisationsstruktur.

Konstruktive Ansätze, um Change-Müdigkeit zu vermeiden beschreibt Dr. Ralph Nolte in seinem gleichnamigen Buch in der Gabal-Reihe „In 30 Minuten wissen Sie mehr!“. Hier klicken.

Nächsten Dienstag lesen Sie "Fatal Error – Fehler 404 nach der Transformation?", den dritten Teil der Serie von Dr. Ralph Nolte.

Bildnachweis: Egoitz Bengoetxea Iguaran / istockphoto

Über den Autor

Ralph Nolte ist Ökonom und Experte für nachhaltige organisatorische Veränderungen und promovierte in Wirtschaftsphilosophie. Er erforscht im Besonderen die Ursachen für Konfliktsituationen in Projektnachlaufzeiten agiler Projekte und Transformation. Seit 2003 ist er freiberuflich tätig als Organisationsberater mit Schwerpunkt Konzeption und Umsetzungsbegleitung, ab 2013 arbeitet er zudem als ausgebildeter Wirtschaftsmediator. Als Referent zum Thema „angewandtes Projektmanagement“ lehrt er an der Universität des Saarlandes.