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Wer Ziele hat, kommt an – aber wo wollen Sie hin?

7 Selbst­coa­ching-Tipps von Anke Fehring

Ziele setzen und erreichen - Anke Fehring
Foto: Martin Bering

Als ich 2017 mein erstes Buch „Wer Ziele hat, kommt an“ für den GABAL Verlag schrieb, erfüllte ich mir damit meinen größten Kindheitstraum. Seit ich denken kann, wollte ich Bücher schreiben. Entsprechend glücklich strahlte ich, wann immer mich jemand darauf ansprach: „Was machst Du denn gerade?“ – „Ich schreibe mein erstes Buch!“ – „Toll! Zu welchem Thema?“ – „Zum Thema ‚Ziele‘!“ – „Oh...“. Und das war kein gutes „Oh...“! Als ich diese Reaktion nicht nur einmal, sondern zweimal, dreimal, jedes Mal bekam, fing ich an nachzuhaken. Warum reagieren die Menschen eher negativ auf das Thema Ziele?

Weshalb wir uns mit Zielen schwertun

In langen Gesprächen fand ich heraus, dass das meistens zwei Gründe hat:

1.) Ziele haben etwas Gnadenloses.

Entweder Sie erreichen Ihr Ziel, oder Sie erreichen es nicht. Entweder Sie nehmen fünf Kilo ab, oder Sie schaffen es nicht. Entweder Sie werden befördert, oder Sie versagen. Jedenfalls in Ihren Augen. Ich verstehe, warum wir oft davor zurückschrecken, uns so klare Ziele zu setzen und diese auch nach außen zu kommunizieren. Wir haben Angst, sie am Ende doch nicht zu erreichen.

2.) Ziele werden uns oft von außen vorgegeben.

In Schule und Studium sowieso, aber auch danach müssen wir im beruflichen Kontext „fremde“ Ziele erfüllen. Zum Beispiel die unseres Arbeitgebers. Außerdem folgen wir im privaten Kontext den Zielen und Erwartungen unseres Partners oder unserer Familie.
Auf beide Aspekte nehme ich gezielt Rücksicht, wenn ich in Coachings oder Workshops mit meinen Klienten an ihren Zielen arbeite. Häufig begegne ich in meiner Arbeit aber noch einem weiteren Grund, warum Menschen vor Zielen zurückschrecken. Dieser wird nicht so oft kommuniziert, weil er vielen nicht bewusst ist:

3.) Wir wissen gar nicht, welche Ziele wir überhaupt erreichen wollen!

Denn fast noch schwieriger als Ziele zu erreichen, ist es, diese Fragen für uns zu beantworten: Wo will ich hin in meinem Leben? Wo will ich nicht hin? Welche der vielen möglichen Wege will ich gehen? Was sind meine Ziele? Wir haben heute so viele Möglichkeiten wie nie zuvor. Das bedeutet auf der einen Seite eine enorme Freiheit – auf der anderen Seite kann diese Orientierungslosigkeit eine große Belastung sein.

Ziele brauchen Zeit

Ziele brauchen Zeit

Mit den folgenden sieben Selbstcoaching-Tipps möchte ich Sie deshalb auf Ihrem gesamten Ziele-Weg begleiten. Und dieser fängt eben noch vor dem Startblock an! Denn wenn Sie das Stadion betreten und beim Startschuss erst feststellen, dass Sie beim 100m-Sprint stehen, obwohl Sie eigentlich Ihr ganzes Leben lang Kugelstoßen machen wollten, nützt Ihnen der beste Sprint-Plan nichts. Und warum Selbstcoaching- statt Coaching-Tipps? Weil die Lösung immer in Ihnen selbst liegt. Sie haben alle Antworten in sich. Egal, ob Sie Ihr Ziel oder den richtigen Weg dorthin suchen: Sie wissen Ihre Antworten „eigentlich“ schon! Aber „eigentlich“ reicht nicht. Hier und da müssen Sie sich Zeit nehmen zur Selbstreflexion und anhand der richtigen Fragen zu Ihren Antworten Kontakt aufnehmen. Ich hoffe, dass Sie sich genau jetzt diese Zeit nehmen!

Sieben Selbstcoaching-Tipps für Ihre Ziele

#1 Filtern Sie Ihre Träume!

Das Traumhaus, der Traummann, der Traumjob. Viele unserer Träume bleiben für immer das: Träume. Schade eigentlich! Denn unsere Träume sagen so viel darüber aus, was uns glücklich machen könnte. Leider geben wir meistens zu schnell auf. „Träum weiter!“, sagen wir dann zu uns selbst und probieren es gar nicht erst. Seien Sie mutig und erlauben Sie sich ab und zu das (Tag-) Träumen! Die Übung unten verrät Ihnen, wie Sie Ihre Träume in reale Ziele verwandeln können.

#2 Finden Sie heraus, wofür Sie brennen!

Über was können Sie sich einen ganzen Abend lang unterhalten, ohne dass Ihnen langweilig wird? Zu welchen Inhalten lesen Sie  regelmäßig und mit Leidenschaft Bücher, Zeitschriften und Texte in den sozialen Medien? Bei welchen Themen fangen Ihre Augen an zu strahlen? Lassen Sie sich von diesen Themen leiten!

#3 Trennen Sie das Wollen vom Sollen!

Von klein auf versuchen wir, bestimmte Erwartungen zu erfüllen. Die unserer Eltern, Freunde, Lehrer, später die unserer Partner, unserer Kinder und auch die der Gesellschaft. Deswegen gehen wir oft Wege, von denen wir glauben, dass wir sie gehen sollen und merken irgendwann, dass wir sie gar nicht gehen woll(t)en. Achten Sie bei Ihren zukünftigen Entscheidungen darauf, welcher Weg Ihren eigenen Wünschen entspricht und nicht den Erwartungen anderer. Es ist nicht immer leicht, das auseinanderzuhalten, aber Sie können es üben!

#4 Stärken Sie Ihre Stärken!

Ihre Stärken einzusetzen, macht Spaß und bringt Sie weiter. Entwickeln Sie ein Bewusstsein dafür, was Sie besonders gut können –  dafür, was sich leicht, gut und richtig anfühlt. Schreiben Sie am besten zehn Ihrer größten Stärken auf und überlegen Sie, wie Sie sie in Ihrem Leben momentan schon einsetzen. Fangen Sie jetzt direkt an! Es ist schwieriger als es sich anhört. Wir sind nicht gewöhnt, uns selbst zu loben.

#5 Nehmen Sie Ihr Schicksal in die Hand!

In meinen Vorträgen frage ich oft: „Wer von Ihnen möchte gerne im Lotto gewinnen?“ In den meisten Fällen gehen alle Hände hoch.  Dann stelle ich die nächste Frage: „Und wer von Ihnen spielt Lotto?“ Im Schnitt sehr, sehr wenige. Die Chance, im Lotto zu gewinnen,  ist natürlich schwindend gering. Aber sie liegt bei genau 0,0 %, wenn wir gar nicht erst mitmachen! Unser Argument: „Ich gewinne ja sowieso nichts.“ Leider konzentrieren wir uns in vielen Lebensbereichen schon vor dem Loslaufen häufig auf den Teil unseres Ziels, den wir nicht beeinflussen können: „Da muss ich mich doch gar nicht erst bewerben! Die nehmen mich sowieso nicht.“ Ob sich z. B. ein Unternehmen bei Ihrer Bewerbung für Sie entscheidet oder nicht, können Sie nur bedingt beeinflussen. Also konzentrieren Sie sich in dem Zieleprozess auf das, was Sie tatsächlich in der Hand haben! Bei einer Bewerbung für Ihren Traumjob sind das die Qualität Ihrer Bewerbungsunterlagen, Ihre inhaltliche Vorbereitung, das Vorstellungsgespräch u.v.m. Danach können Sie sich entspannt zurücklehnen und dem Schicksal seinen Lauf lassen.

#6 Nutzen Sie Ihr Ziele-Team!

Ob Fußballer, Manager oder Führungskraft – sie alle haben ein Team um sich, ohne das sie ihre Ziele niemals erreichen würden. Dasselbe gilt für Sie! Sie brauchen Menschen, die an Sie glauben, die Sie an der Seitenlinie beraten und Ihnen im Ziel zujubeln. Sie  brauchen Menschen, die auf dem Weg mit Ihnen lachen, mit Ihnen weinen und Ihnen einen liebevollen Schubser geben, wenn Ihnen  die Puste ausgeht. Finden Sie Ihr Ziele-Team und nutzen Sie es!

Ziele erreichen - Selbstcoaching Übung

#7 Machen Sie den ersten Schritt!

Für die meisten von uns ist der erste Schritt der schwierigste. Zu viele Ängste plagen uns, zu viele Unsicherheiten stehen im Weg. Was, wenn ich es nicht schaffe? Was, wenn es anders wird als in meiner Vorstellung? Was, wenn andere mich verurteilen? Legitime Fragen.  Stellen Sie sich aber bitte auch diese: Was, wenn ich mein Ziel niemals erreiche, weil ich gar nicht erst losgelaufen bin? Nutzen Sie die  folgende Selbstcoaching-Übung, um endlich loszulaufen.

Selbstcoaching-Übung

„Lassen Sie sich von Ihren Träumen leiten!“

Schritt 1:

Legen Sie ein Blatt Papier vor sich und beginnen Sie zu träumen. Was sind Ihre Wünsche und Träume? Sehnen Sie sich nach einer langen Reise? Liebäugeln Sie mit einem neuen Hobby, oder träumen Sie von einem bestimmten Job? Lassen Sie sich Zeit – es kann ein bisschen dauern, bis sich Ihre Träume zeigen...

Schritt 2:

Wählen Sie aus Ihrer Liste nun einen Traum aus, der Ihnen intuitiv am wichtigsten ist. Zu welchem fühlen Sie sich spontan am stärksten hingezogen?

Schritt 3:

Überlegen Sie jetzt, was hinter diesem Traum oder Wunsch steht. Welche tieferen Bedürfnisse versuchen hier, an die Oberfläche zu gelangen? Wenn Sie von einer langen Reise träumen, könnte Freiheit ein wichtiges Bedürfnis sein, das aktuell nicht genügend Platz in Ihrem Leben hat. Wenn Sie sehnsüchtig daran denken, ein Instrument zu lernen, haben Sie vielleicht das Bedürfnis nach mehr Kreativität? Oder leiden Sie unter bore-out und brauchen dringend eine neue Herausforderung? Welche tieferen Bedürfnisse stecken hinter Ihrem Traum?

Schritt 4:

Sie müssen Ihren Traum nicht sofort zu 100% umsetzen, um ein erfüllteres Leben zu leben! Sorgen Sie als erstes dafür, dass die Bedürfnisse hinter Ihrem Traum Platz in Ihrem Alltag bekommen. Planen Sie z. B. kurze Zeiträume alleine ein – ohne Arbeit, ohne Stress, ohne Smartphone (Freiheit); machen Sie einen Mal-Kurs, schreiben Sie Tagebuch, streichen Sie die Wände Ihrer Wohnung neu an (Kreativität), oder buchen Sie einen Online-Kurs (Herausforderung)!

Schritt 5:

Werden Sie verbindlich!
• Mit welchem ersten kleinen Schritt werden Sie Ihrem Traum und den Bedürfnissen dahinter mehr Platz in Ihrem Alltag geben?
• Wann gehen Sie diesen ersten Schritt?
• Wem aus Ihrem Ziele-Team berichten Sie davon? Das steigert die Verbindlichkeit und Motivation!

Mit diesem ersten Schritt nehmen Sie Ihre Ziele selbst in die Hand und machen sich auf Ihren Weg.

Anke Fehring

Anke Fehring ist Persönlichkeits-Coach, Speakerin und Autorin. Als Expertin für das Persönlichkeitsmodell Enneagramm, das die Menschen in 9 Typen unterteilt, unterstützt sie Führungskräfte und Teams, aber auch Schüler und Studierende dabei, ihre Ziele zu erreichen. Bundesweit führt sie Coachings und Workshops in Unternehmen, Universitäten und Stiftungen durch.