Wirtschaft, Gesellschaft

Raus aus der Komfort­zone – rein in die Zukunft

Wie wir lernen, uns auf Neues einzu­lassen

Von Katrin Busch-Holfelder

Raus aus der Komfortzone

Wandel ist Normalität. Veränderung in der Arbeitswelt auch. Schon vor der Coronapandemie hat sich die Unternehmenswelt immer wieder neu erfunden. Alte Strukturen werden überdacht, aufgebrochen und an vielen Stellen neue Arbeitswelten geschaffen. Verschiedene Facetten von New Work haben Einzug gehalten. Der Mensch im Mittelpunkt und die Digitalisierung im Fokus. Jede Branche hat dies auf ihre Weise in unterschiedlicher Geschwindigkeit getan.

Selbstbedienungskassen zum Beispiel sind doch nichts Neues mehr, oder doch? Und was ist mit Pepper, dem menschlichen Roboterfreund? Ihn kann man schon seit geraumer Zeit für Veranstaltungen mieten. Er zeigt sich verspielt auf YouTube als Assistenz für Pflegekräfte bei der Betreuung von Seniorinnen und Senioren oder als Unterstützung in der Lehre. Co-Working-Spaces verbreiten sich weltweit, Onlineformate noch und nöcher, neue Apps, neue Services. Auch Yoga machen wir nun online. Das alles ist nicht mehr fremd, sondern so etwas wie eine neue Normalität.

Raus aus der Komfortzone! Auf in die Lernzone!

Gerade im Moment lernen wir durch die Pandemie unglaublich viel Neues. Und etwas sehr Wichtiges: nämlich unsere Komfortzone zu verlassen, die Lernzone zu betreten und – im besten Fall – nicht gleich in Panik zu geraten. Die Komfortzone ist der Ort, an dem wir uns wohlfühlen. Wo wir Routine haben und unser Wissen und Können abrufen können. Der Aufenthalt in der Komfortzone ist vergleichbar mit einem gut trainierten Muskel. Je öfter wir Dinge ausführen, je vertrauter wir mit etwas sind, umso trainierter ist der Muskel und umso leichter können wir das Know-how anwenden. Darüber hinaus gibt es die Lernzone und die Panikzone. Vielen Menschen fällt es leicht, immer wieder freiwillig die Lernzone zu betreten und damit für Abwechslung und Vielfalt zu sorgen. Eine ihrer Stärken und Interessen ist es, Neues zu lernen, mit einer Grundneugier und Offenheit für Unbekanntes. Menschen mit so großer Lernbereitschaft empfinden Dinge als reizvoll und attraktiv, die bei anderen geradezu Panik auslösen. Doch auch diese Menschen sind nun gefordert.

Vielleicht fällt es ihnen leichter als den anderen – Tatsache ist aber, dass wir alle auf einmal Dinge ausprobieren müssen, die wir normalerweise nicht in unserem Repertoire haben. Ob wir wollen oder nicht, wir kommen um die Komfortzonenerweiterung nicht herum. Das Gute ist, dass nun sichtbar wird, dass wir neue Kompetenzen erlernen und uns entwickeln können. Denn plötzlich funktioniert es, die Komfortzone zu verlassen. In unterschiedlich großen Schritten trainieren die meisten von uns gerade neue Methoden, Tools und Verhaltensweisen. Auch diejenigen, die normalerweise lieber in ihrem Wohlfühlbereich verweilen würden. Das erfordert Mut und Willenskraft.

Wir alle müssen umdenken

Corona und die Folgen in der Arbeitswelt haben uns quasi genötigt. Die meisten Menschen haben keine andere Chance. Sie müssen umdenken, sich neu einrichten und zum Beispiel im Homeoffice auf Distanz arbeiten oder auch ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf eine neue Weise führen lernen. Und das ganz unabhängig davon, wie die familiäre Situation um sie herum ist, egal, wie viele Kinder neben der Videokonferenz auf den Schoß wollen oder Unterstützung bei den Schulaufgaben benötigen. Oder wie die persönliche Affinität zu Onlinemedien ist. Unabhängig davon, dass die persönlichen Begegnungen und der vertraute persönliche Rahmen fehlen.  

Diese Komfortzonenerweiterung funktioniert also leichter, wenn wir gezwungen sind, etwas zu tun. Denn plötzlich tritt das, was uns sonst daran hindert, in den Hintergrund. Es geht nicht mehr um die Frage, „ob“ wir es schaffen können, sondern „wie“ – auch für viele Soloselbstständige, Unternehmerinnen und Unternehmer. Und genau dieser Fokus hilft uns, ins Handeln zu kommen. Aktiv zu werden und die eigenen Grenzen zu verschieben. Notgedrungen, pragmatisch und handlungsorientiert.

Je öfter wir etwas Ungewohntes ausprobieren, umso leichter fällt es uns. Wir werden mutiger und risikofreudiger. Hilfreich und unterstützend dabei ist eine Fehlerkultur, die den Mut würdigt und ermutigt, weiterzumachen und dranzubleiben.  Auch wenn es mal unperfekt ist. Denn es geht gar nicht anders: Hier und da muss mal etwas schiefgehen, damit wir besser werden. So ist das eben beim Erlernen neuer Kompetenzen. Schon Winston Churchill wusste: „Es ist ein großer Vorteil im Leben, die Fehler, aus denen man lernen kann, möglichst früh zu begehen.“

Mein Fazit:

Es gilt nun unbedingt, diesen Mut zu würdigen, zu fördern und zukünftig zu fordern. Die offene und neue Fehlerkultur, die gerade als zartes Pflänzchen in vielen Unternehmen heranwächst, weiter auszubauen. Denn eins ist sicher: Der Wandel macht keine Kehrtwende. Wandel ist das, was uns in Zukunft begleiten wird. Wandel fordert uns. Um gemeinsam zukunftsfähig zu sein, benötigen wir den Mut, die Komfortzone immer wieder zu verlassen, und eine neue Fehlerkultur, die uns dabei unterstützt.

Über den Autor

Optimismus, Lebensfreude und positive Energie: Dafür steht Katrin Busch-Holfelder. Als Keynote-Speakerin, Autorin und Business Coach ist es ihre Mission, Menschen die Angst vor der Ungewissheit zu nehmen und sie stattdessen zu aktiven Gestaltern ihrer beruflichen Zukunft zu machen. Ihre Maxime: „Ich arbeite mit Menschen an ihrer Zukunftsfähigkeit, damit sie ihre Gestaltungskraft entfalten – für ein glückliches und selbstbestimmtes Leben in allen Facetten.“


Seit über zehn Jahren fokussiert sich Katrin Busch-Holfelder darauf, Menschen und Unternehmen bei der Lösung beruflicher Herausforderungen zu begleiten. Dabei greift sie auf ein fundiertes Business-Know-how zurück, das sie im Laufe ihrer mehr als 20-jährigen Erfahrung im internationalen Projektmanagement, im strategischen Einkauf sowie im Personalmanagement bei Unternehmen wie Bosch, Lufthansa, Siemens und Ericsson gesammelt hat. Profunde Erfahrungen im öffentlichen Dienst runden das Profil ab. Geschäftsführer, Fach- und Führungskräfte profitieren von ihrer Expertise und ihrem Gespür für das Wesentliche.


Katrin Busch-Holfelder vermittelt ihr Wissen in Vorträgen, Veröffentlichungen, Trainings und Coachings und gibt weiter, wie es gelingt, eine positive, aktive Haltung zur Veränderung einzunehmen und Verantwortung für sich zu übernehmen. Immer im Fokus dabei: Werte, Sinn und ein gutes Miteinander. Denn einem Unternehmen gelingt der Sprung nach vorne nur, wenn die „kritische Masse“ der Mitarbeiter ihre individuelle Gestaltungskraft einbringt und so den Wandel mitträgt.