Management, Führung

KI in Unter­nehmen

Was sie kann, was sie können sollte, was sie können wird und wie Sie davon profi­tieren

Geht es um KI im Unternehmenskontext, denkt man zuerst an Roboter-Assistenzen, Hologramme oder direkt an JARVIS, das holografische System aus den Iron-Man-Filmen im Kino. Oder eben an die guten, schon fast alten, Bekannten „Chatbots“, deren Antworten eher irreführend oder sinnlos als wirklich hilfreich waren. Aus heutiger Sicht waren diese nichts anderes als eine zwar logische, aber wenig überzeugende Weiterentwicklung der Telefonwarteschleife.

Im Hinblick auf Künstliche Intelligenz scheint es bei weniger Informierten derzeit nur zwei mögliche Denkweisen zu geben: übermächtige Supercomputer mit der künftigen Fähigkeit, irgendwann die Welt zu zerstören oder nervige Technikspielerei, die sich am Ende doch nur als heiße Luft für Nerds und digitale Wichtigtuer entpuppen wird. 

In Wahrheit ist KI nicht nur wesentlich kleinteiliger, sondern auch weniger zukünftig. Sie ist längst da und hat begonnen, die Welt der Unternehmen zu verändern. Und zwar vom Kleinen bis zum Großen, sowohl was die Organisationsgröße als auch die Einsatzgebiete der KI angeht, und das in vielen Bereichen und Nischen, in denen wir sie auf den ersten Blick nicht erwarten würden.

So macht KI zum Beispiel schnell, besonders spürbar in Branchen, die traditionell nicht durch Rasanz beeindrucken. Mit ihrer App „Allianz Schaden Express“ gelang es der Allianz-Versicherung, die Bewertung von KFZ-Schäden erheblich zu beschleunigen. Versicherte laden ein Foto ihres Schadens hoch, die KI gleicht im Hintergrund diese mit ähnlichen Schäden aus einer Datenbank ab und schlägt den Versicherten eine Entschädigungssumme vor.

Auch bei strategischen Unternehmensüberlegungen mischt KI bereits mit und zeigt, dass sie nicht immer für den Endnutzer sichtbar ist. Umsatzprognosen können präziser und schneller erstellt werden, da eine KI Tausende von Datenpunkten verarbeitet, analysiert und aufbereitet. Ob ein Unternehmen neue Sponsoren findet, in neue Märkte vordringt – bereits heute entscheidet das schon, zumindest hintergründig, häufig die „Maschine“. Nicht zuletzt hat sich auch der früher eher lächerliche Chatbot dramatisch weiterentwickelt, und das schon lange, bevor ChatGPT und Co. auf den Plan getreten sind. Schon 2017 hat es Amazons Alexa laut einer Studie des Rheingold Instituts geschafft, wahlweise zum Haustier, zur Nanny oder sogar zur digitalen Partnerin zu avancieren.

KI ist also in unserem Leben – gleichzeitig vielleicht subtiler und umfassender als uns bewusst sein mag.

Wo KI bereits eingesetzt wird

Vom Kundenservice bis zur Anlagenwartung erleichtern uns die intelligenten Services an vielen Stellen das Leben. Wir haben einige Anwendungsbereiche für Sie aufgelistet – und auch ein paar digitale Services identifiziert, die wie KI wirken, aber keine sind. Hätten Sie es gewusst?

Betrugserkennung:

Ihr PayPal passt auf Sie auf. Genauer gesagt eine KI, die im Hintergrund anhand eines individuellen Musters potenziell verdächtige Geldbewegungen bewertet. Transaktionen, die kurz hintereinander aus verschiedenen Ländern heraus getätigt werden, würden in der Regel auf Betrug hindeuten, es sei denn, die betreffende Person ist zum Beispiel Flugbegleiter. Mithilfe maschinellen Lernens kann die KI verdächtige von unverdächtigen Aktionen unterscheiden – auch individuell.

Suchmaschinen:

Wir sind so sehr an sekundenschnelle Ergebnisse zu jeder möglichen Frage gewöhnt, dass wir uns nur selten bewusst machen, wie genau die Antwort zum Fragesteller kommt. Nämlich durch KI. Nicht nur müssen Millionen Datenpunkte bei jeder Suchanfrage durchforstet werden, die Antworten werden auch so sortiert, dass sie am ehesten zur Suchintention des Users passen. Wird eine Anzeige für einen Online-Shop, ein Wikipedia-Artikel oder eine News-Meldung ausgespielt, wenn Sie „rote Schuhe“ googeln? Das entscheidet die KI, durch „Erfahrung“, also maschinelles Lernen aus Abertausenden ähnlichen Anfragen.

Selbstfahrende Autos:

Diese Wunderwerke sind zwar noch nicht komplett angekommen und befinden sich nach wie vor in ausführlichen Testphasen. Dennoch verändert KI bereits mächtig den Straßenverkehr. Etwa in Verbindung mit Navigationssystemen und der Hinderniserkennung, die zumindest schon einmal selbsttätiges Einparken oder den Spurhalteassistent ermöglicht.

Nicht alles, was nach KI aussieht, ist auch KI

Auf der anderen Seite stehen zwar nützliche Helferlein, die man für KI halten könnte, die es aber nicht sind. Den entscheidenden Unterschied macht die Lernfähigkeit. Künstliche Intelligenzen zeichnen sich nämlich genau dadurch aus: Sie lernen aus Vorhandenem und geben daraus generiert Empfehlungen für Zukünftiges. Demgegenüber steht Software, die durchaus leistungsfähig ist, aber nur stur das liefern kann, was ihr zuvor einprogrammiert wurde.

Staubsaugerroboter:

Jeder, der schon einmal gesehen hat, wie sich ein Roboter an der Teppichkante festfährt, hat wohl gedacht, dass das von Intelligenz weit entfernt ist. Und das stimmt auch. Die meisten Staubsaugerroboter arbeiten nach dem Wenn-Dann-Prinzip: Wenn Hindernis, dann Geschwindigkeit drosseln. Sie leiten daraus aber keine zukünftigen Maßnahmen ab, lernen also nicht dazu.

Einfache Industrieroboter:

Auch die Roboterarme, die maßgeblich an der Fließbandfertigung beteiligt sind, funktionieren nach diesem Prinzip. Wenn das Bauteil vor mir abgelegt wird, dann montiere ich es anstelle XYZ. Wenn dort etwas nicht passt, dann melde ich einen Fehler.

Weitere Beispiele, sowohl für echte KI als auch für die sogenannten „False Friends“, die Intelligenz nur vorgaukeln, finden Sie im Buch KI jetzt! von Kai Gondlach und Mark Brinkmann, das am 25.4.2024 im GABAL Verlag erscheint.

KI für Sie – Was bedeutet KI für jeden Einzelnen …

… und das vorrangig im beruflichen Kontext? Betrugspräventionen und Suchmaschinenprogrammierung sind schön, gut und überaus nützlich, bleiben für die meisten von uns aber sehr abstrakt. Wo können und werden wir zukünftig im alltäglichen Leben KI-gestützt arbeiten? Zu diesem Punkt haben Gondlach und Brinkmann einige Anwendungsfälle für die zwölf größten Berufsfelder in Deutschland definiert. Dabei geht es nicht darum, bestehende Jobs von Maschinen machen zu lassen, sondern vor allem darum, dem Fachkräftemangel zu begegnen:

KI in der Logistik

Ein Bereich, in dem wir KI schon fast als selbstverständlich wahrnehmen, ist Verkehr und Logistik. Trotzdem wird es in den nächsten Jahren voraussichtlich noch gewaltige Sprünge geben. Verkehrsplanung und -steuerung, Lieferroboter, (halb)automatische Flugzeuge – all das könnte den Verkehrsfluss wieder in den Flow bringen und, richtig eingesetzt, sicherer gestalten. Aktuell denkt die Deutsche Bahn über das Szenario selbstfahrender Züge nach, um dem Lokführermangel zu begegnen. Die Auslieferung von Waren über Drohnen ist technisch bereits gelöst. Längst könnte es damit losgehen, wenn es nicht noch Hürden im Bereich der Gesetzgebung und Sicherheitsauflagen gäbe. Die besten Routen für Paketdienstfahrer hingegen werden längst von KI ermittelt.

KI in der Sozialarbeit und Pflege

Die Einsatzmöglichkeiten der KI können in diesem Bereich kaum überschätzt werden:

  • Chatbots, die geläufige Gesundheitsprobleme identifizieren und fundierte Hilfe erteilen (sei es auch durch Weiterleitung an einen Arzt),
  • Sprachassistenten, die an Aufgaben erinnern, Anrufe tätigen oder die Nachrichten vorlesen oder sogar menschliche Gesprächspartner imitieren.
  • Ein Schritt weiter in Richtung Medizin: Individuelle Medikamente für jeden Menschen.

Während der Einsatz von KI im sozialen Bereich hierzulande häufig noch umstritten ist, gehört sie in Japan längst zum Leben dazu. Insbesondere im Bereich der Pflege existiert das momentan noch utopische Szenario, dass Roboter die groben und körperlich anstrengenden Arbeiten übernehmen, damit das Pflegepersonal sich auf die zwischenmenschlichen Beziehungen konzentrieren kann.

Auch hierzu finden Sie weitere praktische Anwendungen, zum Beispiel aus den Bereichen Medizin, Handwerk oder Bildung nach dem 25. April in KI jetzt!.

KI-Anwendungen in verschiedenen Unternehmensbereichen

In Unternehmen existieren praktisch keine Grenzen für den Einsatz von KI, gleichgültig, ob im administrativen, entwickelnden, produzierenden oder vertrieblichen Bereich.

Qualitätskontrolle im Bereich Produkt & Dienstleistung

Fehler ohne menschliche Kontrolle finden und eliminieren – KIs können Daten aus der Fehleranalyse direkt an die Produktion zurückspielen und so zukünftige Mängel abwenden. Insbesondere bei sicherheitskritischen Produkten wie Motoren oder Bremsanlagen ist eine standardisierte und gleichbleibend hohe Qualität unumgänglich, gleichzeitig nimmt diese QS aber viel Zeit in Anspruch. Durch den hohen Bedarf und die große Wirtschaftlichkeit steht die Entwicklung der Qualitäts-KI bereits kurz vor dem nächsten großen Sprung: dem regelmäßigen Einsatz im produzierenden Gewerbe.

Bewerberanalyse im Bereich Personalwesen/HR

Auch bei der Suche nach passenden Bewerbern können KIs künftig unterstützen: Konflikten vorbeugen, Unternehmenskultur verbessern, die besten Bewerber herausfiltern – all das wäre und ist möglich. Bremsend sind hier verständlicherweise noch datenschutzrechtliche und ethische Grundfragen. Doch nicht nur die Auswertung von Lebensläufen oder Bewerbungsgesprächen bringt uns bereits hart an die Grenze des Vertretbaren. Dass KI-Anwendungen die Mimik und die Stimmungen von Bewerbern analysieren kann, ist längst keine Zukunftsmusik mehr. Ob all das noch ethisch gut ist und noch menschenwürdig ist, sei dahingestellt. Möglich ist es in Teilen schon jetzt und macht weiter rasante Fortschritte.

Darüber hinaus stellt sich die Frage: Ist es gut, wenn das Bauchgefühl von Personalverantwortlichen wegfällt – oder schlecht? Eine Diskussion, die auch in der Rechtsprechung intensiv diskutiert wird. Zwar verhindern KI-Urteile auf der Basis von Datenbanken mit früherer Rechtsprechung unterschiedliche Entscheide, die vom Gericht, der Kammer, dem einzelnen Richter und sogar dessen Tagesform und aktueller Laune abhängen. Doch sie eliminieren auch den richterlichen Blick auf die menschlichen Umstände der Fälle, bei dem natürlich auch Missinterpretationen möglich sind.

KI im Einsatz bei CRM-Lösungen

Bereits Standard-CRM-Programme arbeiten heute mit Analysen, die von KIs durchgeführt werden. Die KI „Einstein“ von Salesforce ist ein beeindruckendes Beispiel dafür. Sie prognostiziert, welche Kunden künftig mehr Umsatz bringen werden, und welche Abwanderungsgedanken hegen. Es ist leicht auszurechnen, wie ein Vertrieb aus einem solchen Wissensvorsprung gegenüber der Konkurrenz Kapital schlagen kann.

„Cobots“ in der Fertigung

Dass klassische Industrieroboter zwar leistungsfähige, aber im Sinne von Intelligenz dumme Helfer der Produktion sind, ist bekannt. Doch schon vor einigen Jahren gelang es der KUKA AG, ihre Roboter der Klasse „LBR iiwa“ aus den Schutzzäunen zu befreien und ohne Unfallsorgen frei mit Menschen agieren zu lassen. Heute sind sogenannte „Cobots“ als kollaborative Roboter in der Lage, mit Menschen wirklich zu interagieren. Sie können durch KI auf Maschinenart sehen, weichen Menschen selbstständig aus, bestimmen ihre Geschwindigkeit selbst und arbeiten nahtlos mit den Produktionsteams zusammen. Billig sind diese KI-Mitarbeiter zwar nicht, aber erschwinglich genug für ambitionierte Mittelständler, um ihre Konkurrenzfähigkeit gegenüber den Big Playern ihrer Branchen zu steigern.    

KI kann alles, oder? Wo künstliche Intelligenzen noch scheitern

Spätestens seit die KI AlphaGo vor mehr als sieben Jahren den damaligen Spitzenspieler Lee Sedol im Strategiespiel Go besiegt hat, war vordergründig klar: Zumindest im Bereich der Logikspiele haben KI-Hirne den Menschen längst den Rang ablaufen.

Beim Schach taten sie dies zuvor schon ohne den Einsatz künstlicher Intelligenz, haben aber mit neuronalen Netzen noch erheblich an Spielstärke gewonnen. Zuvor war es der Google-KI Alpha-Zero bereits gelungen, ohne programmiertes strategisches Wissen, nur mit der Kenntnis der Schachregeln und dem Lernen aus Millionen von Partien gegen sich selbst übermenschlich stark zu werden. Sie brauchte lediglich vier Stunden, um die Spielstärke des Weltmeisters zu erreichen. Nur etwas länger als das Doppelte dauerte es, um den für Menschen unerreichbaren Olymp der besten Schachprogramme aller Zeiten zu erklimmen.   

Schon dieses Beispiel zeigt, mit welcher Kraft und Geschwindigkeit KIs Fortschritte machen und wie dramatisch die Auswirkungen maschinellen Lernens für die Leistungsfähigkeit Ihrer Anwendungen sind. Soll es da tröstlich sein, dass sich zumindest beim GO, dem wohl komplexesten Spiel auf dem Planeten, das Blatt noch einmal gewendet hat? Zwar gelang es dem Amerikaner Kellin Pelrine mit einer neuen Strategie zwei hoch entwickelte Go-KI-Systeme zu überlisten. Doch war diese Strategie selbst von einer KI entworfen worden, die eine Schwachstelle der Go-Programme identifiziert hatte.

Ein weiterer Bereich, in dem KI noch scheitert: das bayrische Abitur. Im vergangenen Jahr hat der Bayerische Rundfunk zusammen mit einigen Lehrkräften die KI ChatGPT auf allgemeine Hochschulreife geprüft. Das Ergebnis? So bald wird der Bot nicht an einer deutschen Hochschule studieren. Ausgerechnet in den Fächern Deutsch und Informatik fiel er glatt durch. In Mathe und Geschichte hat es zumindest zum Bestehen gereicht.

All das zeigt aber zumindest einmal, dass Künstliche Intelligenzen nur aus dem lernen können, was vorhanden ist. Generalisierungen oder Transferleistungen gelingen heute nur bis zu einem gewissen Punkt, wenn überhaupt.

Fazit – Wie prägt KI die Zukunft (von Unternehmen)

Natürlich bilden die geschilderten Anwendungen in diesem Artikel nur einen Bruchteil der Möglichkeiten ab, die KI für Unternehmen jeder Größe, jeden Zuschnitts und jeder Brache bereithält. Wir dürfen optimistisch und gespannt sein, was die rasanten Fortschritte in diesem Feld noch für große Überraschungen bereithalten.    

Stellen wir uns in diesem Sinne das Jahr 2050 vor – niemand spricht mehr über KI: Nicht, weil sie verschwunden wäre, sondern im Gegenteil, weil sie so normal geworden ist wie heute Elektrizität. Sie wird selbstverständlich eingesetzt, ohne dass das kommentiert werden müsste. Oder wann haben Sie sich zuletzt über eine Steckdose unterhalten?

Viele der wiederkehrenden Aufgaben werden von Robotern und KI übernommen, darunter große Teile des Reinigungssektors, der Verwaltung, der Logistik. Fachkräfte beschäftigen sich hier jetzt vornehmlich mit dem Training und der Überwachung der KI. Dafür haben Menschen wieder Zeit gewonnen, sich mit Menschen zu beschäftigen. In den sozialen Berufen hat ein Umdenken stattgefunden.

 

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Bild: everythingpossible / istockphoto.com