Management, Führung

»Limbeck. Unter­nehmer.«

Interview mit Martin Limbeck zu seinem neuen Buch

Mit »Limbeck. Unternehmer.« ist bereits das achte Buch von Martin Limbeck erschienen. Der Unternehmercoach, Keynote-Speaker und Bestsellerautor teilt darin seine persönlichen Erfahrungen, Learnings und Erkenntnisse aus über 30 Jahren Unternehmertum. Im Interview verrät er, was ihn zu diesem Titel bewegt hat und worauf es heute ankommt, um ein zukunftsfähiges Business aufzubauen.

Nach »Limbeck. Verkaufen.« und »Limbeck. Vertriebsführung.« widmen Sie sich im dritten Band Ihrer Trilogie dem Thema Unternehmertum. Woher kam diese Entscheidung?

Wenn ich mir die drei Bücher so nebeneinanderstehend in meinem Regal jetzt anschaue, wird mir deutlich: Das ist die Geschichte meines Lebens. In jedem Band steckt mein komplettes Know-how und meine Erfahrungen, die ich im Laufe meiner Karriere gesammelt habe. Angefangen habe ich als Verkäufer im Außendienst für Kopierer und Faxgeräte. Ich arbeitete mich hoch, verkaufte mehr und erfolgreicher als alle anderen – und wurde mit Mitte 20 einer der jüngsten Vertriebsleiter Deutschlands. Dann wechselte ich die Seiten, fing an, Verkäufer zu trainieren – und gründete 1992 schließlich mein erstes Unternehmen, den Vorläufer der heutigen Limbeck Group.

Sie schreiben in Ihrem Buch, dass in Ihren Augen »Unternehmertum das letzte Abenteuer Deutschlands« sei. Was meinen Sie damit?

In Deutschland kannst du langsam vor lauter Reglementierungen und Gesetzen kaum noch atmen. Die Bürokratie nimmt immer weiter zu – und auf Grund dessen bewegt sich in unserem Land kaum noch etwas. Dabei wäre es gerade in den herausfordernden Zeiten, wie wir sie aktuell erleben, so wichtig, dass sich mehr Menschen dafür einsetzen, etwas zu ändern. Und sich auch trauen, eine eigene Idee auf die Straße zu bringen. Doch wer sagt schon mit Stolz: „Ich bin Unternehmer“? Die meisten erfolgreichen Entrepreneure, die ich kenne, halten damit eher hinter dem Berg. Weil wir auch ein echtes Neid-Problem in unserer Gesellschaft haben. Wir Unternehmer sind immer die Bösen, die sich angeblich die Taschen vollmachen auf Kosten der Angestellten. Dass es gerade die mittelständischen Unternehmer sind, die versuchen, ihre Mitarbeiter gut durch die Wirtschaftskrise zu bringen, wollen viele nicht sehen. Im Juli 2023 ergab eine Umfrage des Bundesverbands mittelständischer Wirtschaft (BVMW), dass inzwischen jeder vierte Mittelständler in Deutschland überlegt, sein Business aufzugeben und das Unternehmen zu schließen, weil es sich nicht mehr lohnt. Das finde ich erschreckend! Das Buch ist daher auch meine persönliche Herzensangelegenheit, gewissermaßen das Plädoyer eines Unternehmers aus Leidenschaft.

Was braucht es Ihrer Ansicht nach, um heute ein erfolgreiches Unternehmen aufzubauen?

In erster Linie einen guten Vertrieb und einen klaren Fokus darauf, wer die Kunden sind und was sie wollen. Mit der Limbeck Group berate ich Konzerne ebenso wie Mittelständler und dabei fällt uns immer wieder das Gleiche auf: Wenn ein Unternehmen in Schieflage gerät, liegt es nicht an den Produkten oder der angeboten Dienstleistung, sondern am Vertrieb. Wenn es keine ausreichend gefüllten Sales-Pipelines gibt, keine konkreten Vorgaben zu Kontaktzahlen, Fristen zum Nachfassen und weitere klar sales-fokussierte Prozesse und Strukturen – dann ist klar, warum nichts läuft außer die Nase.

Für mich liegt der Schlüssel zum Erfolg darin, eine sogenannte »Sales Driven Company« aufzubauen. Damit ist ein Unternehmen gemeint, in dem der Vertrieb im Fokus jeder Handlung steht. Nicht nur das Sales-Team, sondern auch Marketing, Service, Buchhaltung, Assistenz, jeder vom Praktikanten bis zum Geschäftsführer hat den Abschluss vor Augen und kann verkaufen, wenn sich die Gelegenheit bietet. Besonders wichtig ist es, dass du als Unternehmer diese Denkweise verinnerlichst und auch vorlebst. Indem du mit zum Kunden fährst, selbst zum Hörer greifst und akquirierst, Social Selling betreibst und so weiter. Letztens habe ich in einem Restaurant mal seit langem wieder erlebt, dass mich der Inhaber bedient hat, weil alle anderen Servicekräfte bereits ausgelastet waren. Das ist sales-driven, und leider haben noch viel zu wenige dieses Mindset. Dabei bist du als Unternehmer immer der erste Verkäufer!

Wenn Sie angehenden Gründern nur einen Tipp geben könnten – welcher wäre das?

Auch wenn du dich stellenweise so fühlst – du bist als Unternehmer kein Superheld. Klar bist du derjenige, der die Company am besten kennt. Sie ist dein »Baby«. Doch das bedeutet nicht, dass du alles selbst machen kannst und sollst. Irgendwann wächst dir das über den Kopf. Wer nicht lernt, zu delegieren, kommt irgendwann unweigerlich zum Stillstand. Dann bist du der Flaschenhals, wo alles stecken bleibt. Und du rackerst dich am Tagesgeschäft ab, anstatt dein Unternehmen weiterzuentwickeln – weil dir dafür Zeit, Energie und Ideen fehlen. An diesem Thema arbeite ich auch sehr intensiv mit den Teilnehmern meiner Unternehmer-Mastermind »Gipfelstürmer«. Ich kann jedem Unternehmer nur dazu raten, sich so schnell wie möglich Unterstützung zu suchen, um sich selbst auf EPAs konzentrieren zu können, damit meine ich einkommensproduzierende Aufgaben. Als ich mich selbstständig gemacht habe, hatte ich direkt vom ersten Tag an eine Assistenz, die Rechnungen geschrieben hat, Reisen gebucht und so weiter. Das war vielleicht der wertvollste Tipp, den ich je bekommen habe.

Zurückblickend auf mehr als 30 Jahre Unternehmertum, würden Sie etwas anders machen?

Ein guter Freund hat es für mich mal auf den Punkt gebracht. Er sagte zu mir: »Verfluche nicht den, der dich zu demjenigen gemacht hat, der du heute bist.« Und genauso sieht es aus. Ich möchte nichts anders machen, denn dann würde ich heute wahrscheinlich an einem ganz anderen Punkt stehen. Auf Grund von Erfahrungen, die ich in den letzten Jahren in meinem Umfeld gemacht habe, gibt es allerdings eine Sache, die ich anderen Unternehmern mit auf den Weg geben möchte: Schiebt das Thema Gesundheit nicht immer wieder von euch weg, weil ihr jung und fit seid und Vorsorge nur was für alte Leute ist. Ich habe auch lange nach dem Motto »Pedal to the Metal« gelebt. Doch dauerhaften Erfolg werdet ihr nicht haben, wenn ihr kontinuierlich Raubbau an eurem Körper betreibt und ständig in der Überspannung seid. Schafft euch daher bewusst Rituale, die euch erlauben, abzuschalten und etwas für euren Körper zu tun: Plant regelmäßige Sporteinheiten als feste Termine in euren Kalender ein, geht rechtzeitig schlafen – ohne die abendliche Flasche Bier oder Wein vorher. Und auch viele Reisen sind keine gültige Ausrede, um sich ständig mit ungesundem Junk-Food vollzustopfen. Das beste Business ist für dich nichts mehr wert, wenn dein Körper nicht mehr mitspielt.

Über den Autor

Martin Limbeck, Inhaber der Limbeck® Group, ist seit 30 Jahren Unternehmer mit Leib und Seele. Nach einer erfolgreichen Karriere im Vertrieb machte er mit 28 Jahren den ersten Schritt in die Selbstständigkeit als Franchisenehmer eines Trainingsinstituts. Sieben Jahre später entschied er sich, in diesem Bereich eigene Wege zu gehen. Was mit einem Umsatz von 300.000 bis 400.000 Euro begann, wurde schnell zu einer einzigartigen Erfolgsgeschichte: Heute ist Martin Limbeck einer der führenden Experten für Sales und Sales Leadership in Europa und in seiner Branche die Nummer 1, wenn es um die Beratung und Entwicklung von B2B Sales Driven Companys geht. Er erzielt hohe siebenstellige Umsätze und hat neben der Limbeck® Group noch drei weitere Unternehmen gegründet. Er ist Wirtschaftssenator (EWS) und wurde auf Grund seines Know-hows für den Mittelstand in den Bundeswirtschaftssenat des Bundesverbandes Mittelständische Wirtschaft (BVMW) berufen. Zahlreiche Auszeichnungen wie Wirtschaftsmagnet, Exzellenzberater Deutscher Mittelstand, Vorbildunternehmer des Jahres, Top Job oder Great Place to Work® Certified sprechen für sich. Neben seiner Unternehmertätigkeit hält Martin Limbeck Vorträge und engagiert sich als offizieller Botschafter von Kinderlachen e.V. für kranke und hilfsbedürftige Kinder in Deutschland. Er ist Familienmensch und Vater eines erwachsenen Sohnes.

Bild: Martin Limbeck / Limbeck Group