Persönliche Entwicklung, Karriere, Finanzen

So nutzt du dein Netzwerk stra­te­gisch für die Jobsuche

Ein Gast­bei­trag von Silke Grotegut

Die allermeisten Stellen werden „unter der Hand“ vergeben – je höher die Position, desto größer ist dieser verdeckte Arbeitsmarkt. Wer nicht Teil eines Netzwerks ist, erfährt meistens nicht einmal von den vielen großartigen Möglichkeiten, die sich bieten. Gerade, wenn du als Führungskraft bei einem Unternehmen einsteigen möchtest, ist das Netzwerk einer der wichtigsten Einflussfaktoren, aber nur, wenn alle wichtigen Rollen besetzt sind und du es zu aktivieren weißt.

Die verschiedenen Rollen in deinem Netzwerk

Ein Netzwerk besteht aus Menschen, die sich gegenseitig unterstützen: mit Informationen, Feedback, Tipps, Kontakten und vielem mehr. Dazu zählen daher Familienmitglieder, Freunde, Bekannte und natürlich auch Menschen, mit denen du beruflich zu tun hattest, wie Kolleg:innen, Mitarbeiter:innen, Führungskräfte, Personalverantwortliche, Recruiter und Headhunter, Kund:innen oder Dienstleister. Manchmal überlappen sich die Rollen auch.

Wenn es um die Jobsuche geht, ist nicht jeder Mensch in deinem Netzwerk gleich behilflich, daher ist es sinnvoll, einmal genau hinzuschauen, welche Kontakte für die eigene Karriere tatsächlich eine Rolle spielen können und wie du sie konkret in deine Jobsuche einbinden kannst. Aber vorab möchte ich noch einmal betonen, dass ein Netzwerk immer aus Geben und Nehmen besteht. Am besten auch in dieser Reihenfolge.

Wichtig für die Jobsuche: Ein strategischer Blick auf das eigene Netzwerk

Nachdem das gesagt ist, ist es sinnvoll, einen strategischen Blick auf das eigene Netzwerk zu werfen – sowohl auf die Kontakte in den Sozialen Business-Netzwerken als auch auf die, die dort vielleicht noch nicht mit dir vernetzt sind. Wobei ich empfehle, das nachzuholen, wenn möglich.

Entscheidend für die Aufteilung der Kontakte ist, wie sie dir konkret weiterhelfen können. Das kommt sehr stark auf die Position des Einzelnen an und wie er/sie zu dir steht. Im Folgenden eine kleine Übersicht über einige dieser möglichen Rollen, wobei die meisten deiner Kontakte, wie bereits erwähnt, nicht nur eine, sondern gleich mehrere davon einnehmen können:

1. Entscheidungsträger oder potenzielle Arbeitgeber

Diese Gruppe ist am einfachsten erklärt. Solche Personen in deinem Netzwerk sind vielleicht als Geschäftsführer, Führungskraft oder Personaler in einem Unternehmen tätig, für das du dich interessierst. Sie sitzen damit direkt an den entscheidenden Schalthebeln, um dich unkompliziert und zeitnah einzustellen. Diese Kontakte sind daher auch mit am „wertvollsten“ in Bezug auf die eigene Karriere.  Je mehr potenzielle Arbeitgeber du bereits in deinem Jobsuche-Netzwerk hast, desto schneller wirst du sie in der Regel auch voranbringen können.

Ein wichtiger Hinweis zur Business-Etikette: Nie direkt nach einem Job fragen. Netzwerkgespräche haben immer eher einen Informationscharakter. Besser sind Fragen wie: Wo bei euch im Unternehmen könnte jemand mit meinen Qualifikationen gebraucht werden? Oder: Ich bin auf der Suche nach einer Position als XY. Wen könnte ich bei Ihnen in der Firma mal ansprechen?

2. Multiplikatoren/Wegbereiter

Diese Personen können dich vielleicht nicht direkt einstellen, haben aber selbst ein großes Netzwerk und eventuell einen guten Draht zu potenziellen Arbeitgebern, die nicht Teil deines eigenen Netzwerks sind. Du wirst überrascht sein, wie viele zu dieser Gruppe zählen. Es lohnt sich, in deinem Netzwerk am Ball zu bleiben und zu verfolgen, wer wo gearbeitet hat oder anderweitig Kontakte geknüpft hat. Je enger du mit einem solchen Multiplikator verknüpft bist, desto eher wird er oder sie dir helfen und dich an die entsprechenden Menschen empfehlen.

3. Informationsgeber

Wissen ist Macht und das gilt insbesondere für die Jobsuche. Zunächst musst du dir allerdings bewusst machen, was du eigentlich möchtest, welche Position du anstrebst und welche Unternehmen für dich in Frage kommen. Nicht jeder in deinem Netzwerk kann dir direkt mit einer Anstellung weiterhelfen, aber jeder kann dir sicherlich etwas über seine oder ihre Tätigkeit erzählen oder dir über Erfahrungen aus bestimmten Unternehmen berichten. So kannst du viel schneller und besser eingrenzen, wohin du überhaupt möchtest. Meiner Erfahrung nach sind auch Menschen, die man bisher nicht besonders gut kennt, gerne bereit, ihr Wissen zu teilen.

4. Referenzgeber oder Testimonial-Spender

Bewertungen von anderen sind für die menschliche Entscheidungsfindung immens wichtig, nicht zuletzt deswegen spielen sie auch im Marketing eine große Rolle. Vielleicht kennst du jemanden in deinem Netzwerk, der oder die sich positiv über deine Kenntnisse in einem bestimmten Bereich äußern würde. Je höher diese Person selbst gestellt ist, desto mehr Eindruck macht das Testimonial. Wichtig ist es auch hier, diese Kontakte direkt anzusprechen und aktiv um eine Referenz zu bitten. Je höher die Position, desto knapper und kostbarer ist meistens die Zeit, daher kannst du auch ruhig anbieten, etwas vorzuformulieren.

Dein Netzwerk aufbauen, bevor du eine neue Herausforderung suchst

Ein gut gepflegtes Netzwerk wird sich allgemein positiv auf deine Karriere auswirken. Persönliche Kontakte öffnen Türen, selbst (oder gerade) dann, wenn du am wenigsten damit rechnest. Es lässt dich außerdem „wichtiger“ oder kompetenter erscheinen, wenn andere sehen, mit welchen Leuten du dich schon vernetzt hast. Bekannte Persönlichkeiten sind dafür von Vorteil, aber definitiv kein Muss!

Ein gutes Netzwerk braucht Zeit und Aufmerksamkeit

Ein gutes und vor allem in schwierigen Zeiten (zum Beispiel bei der Jobsuche) belastbares Netzwerk aufzubauen, braucht seine Zeit. Natürlich kannst du in den meisten Sozialen Netzwerken auch über die Suchfunktion interessante Kontakte finden – in Unternehmen und auf Positionen, die für dich interessant sind. Vermittelst du anderen jedoch den Eindruck, dass du auf „Teufel komm raus“ einen Kontakt herstellen möchtest oder sogar einen „Hintergedanken“ hast, werden sie wahrscheinlich eher auf Abstand gehen. „Entspannte Freiwilligkeit“ und Reziprozität erhöhen wiederum deine Chancen.

Du kannst den Prozess allerdings beschleunigen und auch zu einem gewissen Teil steuern. Das fängt schon damit an, mit welchen Leuten du dich umgibst, auf wen du zugehst und wie du Kontakt zu ihnen hältst. Dabei ist es immer gut, wenn du anderen Menschen etwas bietest. Sei es ein Ratschlag, eine Empfehlung deinerseits oder ein Gefallen, indem du für sie etwa ein kleines Problem löst. Ein Netzwerk erfordert ein Investment, doch das kann sich langfristig für dich auszahlen, denn deine Kontakte werden dir mit Sicherheit das zurückgeben, was du für sie getan hast.

Eine gute Möglichkeit, um das eigene Netzwerk auszubauen – gerade in Sozialen Netzwerken – sind Gruppen, die sich regional, branchenspezifisch oder über gemeinsame Interessen austauschen, zu denen du etwas beitragen kannst. Wenn du dich dort einbringst, kannst du schnell neue, interessante Kontakte knüpfen, die dir sonst nicht begegnet wären.

So aktivierst du dein Netzwerk

Hast du dein bestehendes Netzwerk geordnet und „sortiert“ geht es nun darum, es über deine Absichten zu informieren. Dein Netzwerk kann schließlich nicht bei der Jobsuche für dich arbeiten, wenn es gar nicht weiß, was du eigentlich möchtest. Konzentriere dich zunächst auf die Menschen, mit denen du auch persönlich enger verknüpft bist und die dich besser kennen – unabhängig von ihrer potenziellen „Rolle“. Aufgrund eures Verhältnisses wird es dir wahrscheinlich leichter fallen, auf sie zuzugehen. Außerdem werden sie eher bereit sein, dir zu helfen.

Beginne nicht unbedingt mit den chancenreichsten Kontakten. Gerade am Anfang des Aktivierungsprozesses neigst du wahrscheinlich eher zu Nervosität. „Übe“ zunächst mit anderen und baue dir auf diese Weise Sicherheit auf. Am wirkungsvollsten ist es, wenn du in ein persönliches Gespräch mit deinen Netzwerkkontakten kommst. Der Austausch im Gespräch ist deutlich intensiver als eine Textnachricht oder eine E-Mail. Die funktionieren zwar theoretisch auch, werden aber mit Sicherheit nicht dieselbe Wirkung erzielen. Arbeite dich auf diese Weise durch deine Kontaktliste durch – jedoch nicht alle auf einen Schlag, sondern Schritt für Schritt. Schließlich braucht dein Netzwerk auch etwas Zeit, um für dich aktiv zu werden. So sparst du Zeit und eventuell auch deinen Kontakten unnötige Arbeit.

Über die Autorin

Silke Grotegut unterstützt als selbstständige Karriereberaterin seit 2015 Menschen bei deren beruflicher Neupositionierung. Einer ihrer Schwerpunkte liegt dabei stets im Aufsetzen oder der Optimierung von persönlichen Profilen bei XING und LinkedIn. Nach zuvor 14 Jahren als Personalerin beim DAX-Konzern Deutsche Telekom AG weiß sie genau, wie Personaler ticken. Ihre umfassende Recruiting-Erfahrung kommt ihr noch heute zugute. Als Karriereberaterin begleitet sie Klienten aus zahlreichen Feldern: Wissenschaftler gehören ebenso zu ihren Kunden wie Geschäftsführer und Vorstände, wie Personal- oder Finanzvorstände.