Persönliche Entwicklung, Karriere, Finanzen

Interview mit Daniela Landgraf und Valentina Dapunt zu ihrem neuen Finanz­buch „Gene­ra­tion Money“

In Gene­ra­tion Money erklären eine „alte Finanz­häsin“ und eine junge Finanz- und Mini­ma­lis­mus­blog­gerin, wie Geld geht.

In Generation Money erklären eine „alte Finanzhäsin“ und eine junge Finanz- und Minimalismusbloggerin, wie Geld geht. Von Finanztrends bis hin zu Finanzfallen geben die beiden Tipps und Ratschläge, die sich vor allem an die heranwachsenden Generationen richten. Wir haben uns mit den Autorinnen Daniela Landgraf und Valentina Dapunt getroffen und noch einmal genau nachgehakt, was ihr Buch, die Zielgruppe und das Thema Finanzen so besonders macht.

Liebe Frau Dapunt, liebe Frau Landgraf, im März ist Ihr Finanzbuch „Generation Money“ erschienen. Damit richten Sie sich vor allem an eine junge Zielgruppe. Mal kontrovers gefragt: Ist es denn überhaupt sinnvoll, in jungen Jahren schon zu sparen? Sollte man da nicht erst einmal einfach genießen?

Valentina:

Ich denke es ist wichtig, eine gesunde Balance zu finden. Aber gerade, wenn man früh mit dem Sparen und Investieren anfängt, hat man einen großen Vorteil: Der Zinseszinseffekt kann länger für einen arbeiten. Auch macht es Sinn, sich früh mit dem Thema auseinanderzusetzen, um zum Beispiel eine Lifestyle-Inflation zu vermeiden. Das heißt konkret, dass Ausgaben nicht ständig an steigende Einnahmen angepasst werden, sondern man hinterfragt, was man wirklich braucht. Trotzdem sollte man natürlich seine Zeit genießen. Wir leben nur einmal – deshalb hauptsächlich an den Dingen sparen, die einem nicht viel Mehrwert bringen. Das kann bei jedem etwas anderes sein. Dafür bleibt mehr Geld für das, was wirklich zählt und woran man sich auch später noch gerne zurückerinnert, zum Beispiel Erlebnisse und Zeit mit anderen.

Daniela:

Wie Valentina bereits gesagt hat: Je jünger ein Mensch ist, desto mehr kann der Zinseszinseffekt ausgenutzt werden. Gerne rate ich jungen Menschen deshalb: Lass ein Teil des Geldes für dich arbeiten, umso weniger musst du das später selbst tun. Weiterhin gibt es bestimmte Anlageformen, zum Beispiel Aktienfonds, die sich vor allem dann lohnen, wenn die Laufzeit entsprechend lang ist. Je länger der Zeitraum für eine Aktienfonds-Anlage, desto sicherer wird sie. Je kürzer die geplante Anlagedauer, desto abhängiger ist der Anleger von eventuellen Kursschwankungen. Menschen mit einem langen Spar- und Anlagehorizont können Kurseinbrüche einfach „aussitzen“ oder sogar günstig nachkaufen, zum Beispiel durch regelmäßige Sparbeiträge. Bei Aktiensparplänen können Kursschwankungen sogar bewusst positiv genutzt werden. Der Fachbegriff hierfür ist: Cost Average Effekt. Dieser besagt, dass bei regelmäßigen Sparraten der Effekt ausgenutzt wird, nur wenige Investment-Anteile bei hohen Kursen und viele Anteile bei niedrigen Kursen zu kaufen. Dadurch steigt vor allem die Chance auf überdurchschnittlich hohe Renditen. Im Buch geben wir dafür auch praktische Beispiele.

Sie zeigen anschaulich, wie wir unseren Konsum überdenken und so anpassen können, dass finanzielle Freiheit in greifbare Nähe rückt. Ohne nachzudenken: Ihr Nummer 1 Tipp, um das zu erreichen?

Valentina:

Mein Nummer 1 Tipp wäre, dass man seine Fixkosten möglichst gering halten und mehr auf sich und seine Bedürfnisse hören sollte. Das heißt: Nur weil in der Gesellschaft zum Beispiel übermäßiger Konsum als normal gilt, sollte man hinterfragen, ob einen selbst das 20. T-Shirt überhaupt glücklich macht.

Daniela:

Kosten reduzieren, Sparrate erhöhen. Zum einen empfehle ich, frühzeitig monatlich in Aktienfonds zu investieren. Zum anderen ist es sinnvoll, parallel eine Liquiditätsreserve für Unvorhergesehenes aufzubauen. Diese sollte jedoch nicht in schwankungsintensiven Anlageformen (wie Aktien), sondern zum Beispiel als Tagesgeld angelegt werden, damit sie jederzeit verfügbar ist.

Ein weiteres spannendes Thema im Buch sind die unterschiedlichen Sicht- und Denkweisen der Generationen. Nun sind Sie beide ja das beste Beispiel, einmal Gen X, einmal Gen Z. Wo liegen Ihrer Meinung nach die größten Unterschiede und vielleicht auch Hürden? Kämpft jede Generation mit etwas anderem oder alle mit denselben (Vorurteilen, Glaubenssätzen, Konsumverhalten, etc.)

Valentina:

Ich denke, ein großer Unterschied liegt in der Erziehung und den Möglichkeiten, die es heutzutage gibt, von denen man früher aber nur träumen konnte. Heutzutage ist es, denke ich, viel einfacher, sich zu informieren und zum Beispiel ein Depot zu eröffnen und mit dem Investieren zu starten. Auch gibt es viel mehr Möglichkeiten, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen.

Daniela:

Ja, das sehe ich genauso wie Valentina. Meine Generation wurde größtenteils von den sogenannten Kriegskindern erzogen. Mein Vater (Jahrgang 1925) musste im Alter von 16 Jahren in den Krieg ziehen, meine Mutter (Jahrgang 1936) erlitt als Kind viel Hunger. Meine Eltern haben den Mangel im Kriegs- und Nachkriegsdeutschland, aber auch den Aufbruch und die neue Fülle in den dann folgenden Jahrzehnten erlebt. Konsum statt Hungern. Konsum stand für Lebensfreude. Ein typischer Satz dieser Generation: „Hast du was, dann bist du was.“

Die Generation X ist in einer ganz anderen Selbstverständlichkeit großgeworden, was Konsum und Fülle angeht. In den meisten Familien war immer von allem genug da, manchmal sogar viel zu viel. Die Gen Z konzentriert sich in meiner Wahrnehmung wieder viel mehr auf das Wesentliche, unabhängig vom Konsum. Dafür bewundere ich sie durchaus. 

Gibt es Fragen oder Probleme von KundInnen oder FollowerInnen, die Ihnen immer wieder begegnen?

Valentina:

Ich bekomme häufiger die Frage, ob es sich zum Beispiel überhaupt lohnt, mit geringen Summen oder mit über 40 noch mit dem Investieren anzufangen. Und ja: es lohnt sich immer! Auch aus kleinen monatlichen Beträgen kann über die Jahre durch den Zinseszinseffekt einiges zusammenkommen und mit 40 hat man immer noch über zwei Jahrzehnte bis zur gesetzlichen Rente.

Daniela:

Auch hier bin ich mit Valentina einer Meinung. Es lohnt sich immer, Rücklagen zu schaffen. Die Strategie des Kapitalaufbaus sollte bei einer 40-jährigen Person anders sein als bei einem 20-jährigen Sparer. Aber generell ist es immer sinnvoll, sich ein finanzielle Polster anzusparen. Selbst im Alter von 50 Jahren kann mit entsprechenden Sparbeiträgen in bestimmten Anlageformen oder zum Beispiel durch den Kauf einer Immobilie noch ein kleines Vermögen bis zur Rente aufgebaut werden.

Frugalismus, Minimalismus – Ist das nicht ein- und dasselbe? Wo liegt der Unterschied und was ist „besser“?

Valentina:

Es gibt kein besser oder schlechter. Der Unterschied zwischen Minimalismus und Frugalismus ist, dass beim Minimalismus der Fokus mehr auf Gegenstände gerichtet ist, während beim Frugalismus das Ziel der finanziellen Unabhängigkeit im Vordergrund steht. Die beiden Lebensstile lassen sich gut kombinieren und haben viele Gemeinsamkeiten – zum Beispiel das Hinterfragen des klassischen Konsumverhalten.

Daniela:

Ergänzend zu Valentinas Erläuterungen möchte ich ein Beispiel geben: Beim minimalistischen Lebensstil geht es vor allem um die Reduzierung von materiellen Dingen. Ein Minimalist hat vielleicht nur drei T-Shirts. Aber eventuell war jedes einzelne davon sehr teuer.

Beim frugalistischen Lebensstil geht es um die Reduzierung der Kosten und das frühzeitige Sparen, um schnell eine finanzielle Freiheit zu erlagen. Der Frugalist hat vielleicht 20 T-Shirts im Schrank. Doch für diese 20 T-Shirts hat er eventuell weniger Geld ausgegeben als der Minimalist für ein einziges seiner T-Shirts. Beim frugalistisch-minimalistischen Lebensstil werden beide Elemente zusammengeführt, also wenig materielle Güter und geringe Kosten. Bei diesem Lebensstil liegen vielleicht fünf T-Shirts im Schrank, die allesamt ein Schnäppchen waren (aber dennoch schick aussehen).

Wo anfangen? Viele Menschen, auch junge, wissen, dass sie sich mit ihren Finanzen beschäftigen sollten, aber das Feld ist unglaublich weit. Auch in Ihrem Buch sprechen Sie sehr viele wichtige Themen an. Aber die Frage bleibt natürlich, wo fange ich am besten an?

Valentina:

Ein guter Anfang ist sicherlich, seine Ausgaben mal eine Zeit lang zu tracken, gerade wenn man sich gegen Monatsende oft wundert, wo das ganze Geld hin ist. Parallel dazu kann man sich Wissen zum Investieren aneignen – denn man sollte nur in Dinge investieren, die man auch versteht. Wenn man dann seine monatlichen Ausgaben und Einnahmen kennt, kann man nach Einsparmöglichkeiten suchen und mit dem Aufbau des Notgroschens beginnen. Wenn dieser und eine solide Wissensgrundlage über das Investieren stehen, kann man sich dem Investieren widmen.

Daniela:

Auch hier stimme ich mit Valentina überein. Überblick über die monatlichen Kosten verschaffen. Wo bleibt das Geld? Welche Abos wurden beispielsweise abgeschlossen? Sind diese Abos wirklich notwendig? Braucht es beispielsweise mehrere Streaming-Dienste für Musik und Filme nebeneinander oder reicht nicht auch einer?

Ich selbst stelle mir vor Neuanschaffungen jeglicher Art stets die Frage: Brauche ich das tatsächlich? Will ich mir meinen Lebensraum damit „verstopfen“? Wie viel (Lebens-)Freude bereitet mir dieser Kauf wirklich? Meine Empfehlung: monatliche Ausgaben auf den Prüfstand stellen und sehr bewusste Kaufentscheidungen treffen.

Jetzt haben wir viel über die Dinge geredet, die wir machen sollten. Gibt es auch Dinge, die wir auf keinen Fall tun sollten, wenn es um Geld und finanzielle Freiheit geht? Was ist zum Beispiel mit dem Dispo-Kredit?

Valentina:

Ich denke es ist super wichtig, dass man an den Dingen, die einem viel Spaß und Freude bereiten, nicht spart und den Weg dorthin genießt. Es ist ein Prozess und kein Marathon. Zudem sollte man Konsumschulden möglichst vermeiden und Dinge erst kaufen, wenn man sie sich wirklich leisten kann. Und ganz wichtig: Nur in Dinge investieren, die man wirklich versteht.

Daniela:

Meine Empfehlung: Hände weg vom Dispo. Er verführt zu sehr zum Geldausgeben. In meiner Zeit als Bankerin habe ich so unglaublich viele Menschen erlebt, die sich durch die Einräumung eines Dispos überschuldet haben. Es fängt damit an, dass der Dispo ausgeschöpft wird. Irgendwann reicht das regelmäßige Einkommen nicht mal mehr aus, um wieder auf die Nulllinie zu kommen. Durch die laufenden Ausgaben fängt die Verschuldungsfalle an, sich zu drehen. Viele Dispos werden in Höhe des dreifachen Netto-Einkommens eingeräumt. Wenn das ausgeschöpft ist, fällt es vielen Menschen schwer, aus eigener Kraft da wieder rauszukommen. In diesen Momenten wird von Seiten der Banken gerne in einen Ratenkredit umgeschuldet. Doch der Dispo bleibt meistens in voller Höhe bestehen, so dass der Kunde weiterhin dazu verführt wird, noch mehr in die Verschuldensfalle hineinzutappen, wenn sich am Ausgabenverhalten nichts ändert.

Besonders dramatisch wird es, wenn dann noch auf Ratenzahlung bestimmte Konsumgüter finanziert werden. Menschen werden mit niedrigen Zinsen dazu verleitet, teure Konsumgüter auf Kredit zu kaufen. Die monatlichen Ausgaben steigen dadurch immens.

Wem würden Sie Ihr Buch besonders ans Herz legen und warum?

Valentina:

Das Buch richtet sich vor allem an junge Menschen, die sich mit dem Thema Finanzen auseinandersetzen möchten und finanzielle Unabhängigkeit anstreben.

Daniela:

Obwohl sich unser Buch in erster Linie an junge Menschen richtet, empfehle ich es auch den Eltern. Leider haben selbst Menschen aus den Generationen X und Y nicht viel Wissen zum Thema Geld. Je besser das Wissen der Eltern ist, desto mehr können sie ihre Kinder unterstützen.

Finanzpläne sind Pläne. Wie sieht es denn mit Ihren Plänen aus? Dürfen wir noch mehr Bücher rund um das Thema erwarten? Gibt es andere spannende Projekte in der Pipeline?

Valentina:

Bei Daniela bin ich mir sicher, dass da noch einiges kommt!

Vielen Dank!

Über die Autorinnen

Valentina Dapunt, geboren 1997, hat 2021 erfolgreich ihr Medizinstudium abgeschlossen und ergänzt dieses noch durch ein Informatikstudium. Seit einigen Jahren beschäftigt sie sich mit den Themen Finanzen und Minimalismus auch in Verbindung mit Gesundheit. Aufgrund ihres finanzpsychologischen Interesses hat sie auch einen Diplomlehrgang in Wirtschaftspsychologie absolviert. Durch Social Media erreicht Valentina unter dem Namen minimal_frugal über 50.000 Menschen. Dabei fokussieren sich ihre Inhalte vor allem auf die Themen Finanzen, Nachhaltigkeit und finanzielle Unabhängigkeit. Zudem arbeitet sie in einem Startup mit, das sich um die finanzielle Bildung der jungen Generation kümmert und schreibt regelmäßig Artikel für Fachzeitschriften. 

Daniela Landgraf, geb. 1972, ist erfolgreiche Keynote-Speakerin, Trainerin, Autorin und Coach, zuvor war sie 25 Jahre als Beraterin und Vertriebsleiterin in der Finanzbranche tätig. Sie kann auf zahlreiche Qualifikationen blicken, z.B. Finanzfachwirtin (IHK), Betriebswirtin, Personal Coach (IHK), Train the Trainer (IHK), Professional Speaker GSA (SHB) und viele andere. Sie war 14 Jahre lang als Dozentin für die Going Public! Akademie für Finanzberatung AG tätig und war Ausbilderin bei der Deutschen Fachakademie für Immobilienwirtschaft. Für die Fynn Akademie (eine Akademie der Volksbanken) hat sie 2021 21 Lehrfilme zum Thema Immobilienfinanzierung aufgenommen. Daniela Landgraf schreibt regelmäßig Gastbeiträge für das Magazin „Finanzwelt“.