Von Hermann Scherer
Es gibt sicherlich viele Fehler, die man beim Buch schreiben begehen kann. Manche davon wiegen schwerer als andere. Und es gibt drei Kardinalfehler, die Ihr Buch schon im Ansatz töten. Und zwar so vollkommen töten, dass Sie Ihr Buch entweder mit sehr viel Verzögerung oder aber - und das ist die wahrscheinlichere Variante - gar nicht fertig bekommen.
Hier die drei größten Fehler beim Buch schreiben
Der erste Fehler beim Buch schreiben
Der erste dieser großen Fehler lautet: Recherchieren!
Die meisten Menschen recherchieren einfach viel zu viel. Sie googeln etwas, schauen nach, googeln weiter und verlieren sich dabei in den Weiten des World Wide Web. Und was passiert? Zack! Im besten Fall sind zehn Minuten, im schlechteren Fall eine Stunde und im allerschlimmsten Fall die komplette Serienstaffel bei Netflix geguckt - und sonst ist nichts passiert.
Sie können im Internet rumhängen und immer mehr lesen, Notizen zusammentragen, und irgendwann haben Sie Seiten, Blöcke, Festplatten voller Notizen und es sind möglicherweise schon Monate ins Land gezogen. Und Sie sind immer noch bei null. Bitte, verstehen Sie mich nicht falsch. Natürlich können und sollen Sie Recherche betreiben, aber Sie sollen dabei nicht übertreiben. Setzen Sie ein festes Zeitlimit dafür und dann fangen Sie einfach an mit Ihrem Buch.
Ein Buch hat im Schnitt an die 180 Seiten. Und wenn Sie 180 Seiten haben wollen, aber null haben, dann ist das natürlich schwierig. Das fühlt sich dann so an, als stünden Sie vor dem Mount Everest.
Der zweite Fehler beim Buch schreiben
Und damit sind wir bei Kardinalfehler Nummer zwei: Das Nicht-anfangen.
Wir alle wissen, um etwas zu Ende zu bringen, egal ob es ein Buch ist oder der Aufstieg auf den Mount Everest - Sie müssen immer den ersten Schritt machen. Ja, den lächerlichen, ersten, kleinen Schritt. Das erste Wort und der erste Satz. Wenn Sie das nicht machen, machen Sie nichts. Also tun Sie es. Fangen Sie an. Rotz Sie einfach raus. Schreiben Sie einfach mal drauf los. Trauen Sie sich, zuerst schlechte Qualität niederzuschreiben. Die meisten Menschen wollen von Anfang an perfekte Qualität abliefern. Das aber ist schier unmöglich. Perfektion setzt immer Imperfektion voraus und wir haben eine weitaus größere Verbesserungs- als Erschaffungskompetenz. Sprich, etwas Vorhandenes zu verbessern, fällt uns wesentlich leichter, als etwas vollständig Neues zu kreieren. Daher: Schreiben Sie einfach. Das wird schon!
Der dritte Fehler beim Buch schreiben
Der dritte Punkt ist in meinen Augen der wichtigste. Die landläufige Meinung ist ja, dass man in ein Buch die ganze Wahrheit packen muss. Das halte ich für vollkommen falsch.
Denn würden Sie alles, die ganze Wahrheit, die vollständige Wahrheit in Ihr Buch packen wollen, dann müssten Sie zunächst tausende Bücher lesen und tausende Stunden recherchieren und müssten wohl tausende Seiten schreiben. Meine These ist, Sie können nicht die Wahrheit der Welt in ein Buch packen – aber Sie können Ihre Wahrheit in ein Buch packen. Menschen wollen ja nicht alles wissen – sonst würden sie alle Bücher kaufen – sondern sie wollen es, auch, wenn Sie es noch nicht recht glauben mögen, von Ihnen wissen. Sie sollen Ihre Geschichten erzählen, Ihre Erlebnisse teilen, Ihre Wahrheit niederschreiben. Und in diesem Moment, in dem Sie das tun, passieren eine ganze Menge Sachen. Erstens, das Schreiben fällt Ihnen leicht! Denn es geht ja um Sie, Ihre Sichtweise und Ihr Verständnis von etwas. Es wird wesentlich authentischer und Sie werden Ihre Leser damit viel mehr packen können. Sie ersparen sich damit gleichzeitig, über Dinge zu schreiben, von denen Sie keine Ahnung haben, sparen damit Zeit, Nerven und die Gefahr, die Zielgruppe, die Sie eigentlich ansprechen wollen, zu verfehlen, indem Sie Dinge in Ihr Buch packen wollen, die Sie nicht wissen und Sie vielleicht irgendwie zurechtbiegen müssen. Denn schließlich soll es ja Ihr Buch werden – und nicht ein Buch.
Über den Autor
Hermann Scherer: »Der Bestsellerautor gehört zu Deutschlands besten Coaches« (Wirtschaftswoche). Über 3.000 Vorträge vor rund zwei Millionen Menschen in über 30 Ländern, 60 Bücher in 21 Sprachen, über 1.000 Presseveröffentlichungen, Forschung und Lehre an mehreren europäischen Universitäten, erfolgreiche Firmengründungen, eine anhaltende Beratertätigkeit und immer neue Ziele – das ist Hermann Scherer. »Der Erfolgsmacher« (Focus) diniert mit Bill Clinton, lebt in Deutschland und ist in der Welt zu Hause, wo er mit seinen mitreißenden Auftritten Säle füllt.
»Er ist einer der profiliertesten Coaches und Unternehmensberater Deutschlands. Belesen und voller Charisma gleichermaßen – und ausgestattet mit einem Gespür für die Alltagssorgen der Menschen.« (Handelsblatt). Der dutzendfach ausgezeichnete »International Speaker of the Year«, Wissenschaftler und Aus-Scherer ist einer der teuersten Berater Europas und »zählt zu den Besten seines Faches« (Süddeutsche Zeitung).