Wirtschaft, Gesellschaft

Baerbock, Laschet oder Scholz – wer gewinnt die Wahl?

Von Veit Etzold

Ende September entscheidet sich, wer künftig die Geschicke unseres Landes leiten wird: Annalena Baerbock, Armin Laschet oder Olaf Scholz? Veit Etzold über den Markenwert und die Chancen der drei Kandidaten.

Annalena Baerbock

Wer weiß wie lange es anhält – aber noch überschlagen sich Presse, Wähler und besonders Frauen in Begeisterung über die grüne Kanzlerkandidatin. Es herrscht ein sehr deutscher Personenkult, der wie schon bei Obama oder Martin Schulz normalen Menschen von heute auf morgen gottgleiche Kräfte zutraut. Das zeugt von Baerbocks Strahlkraft. Das Thema der Stunde ist der Klimawandel und dieses Ur-Thema der Grünen personifiziert sie in ihrer Personenmarke – und ebenso alles andere, was modern, erstrebenswert, nachhaltig und cool ist, ohne allzu viel sagen zu müssen, was sie jetzt eigentlich vorhat. Noch dazu kommt sie deutlich attraktiver daher als die meisten Politkollegen. Dennoch haben die Grünen die Erfahrung gemacht, dass die Umfragen sechs Monate vor der Wahl immer besser sind als am Tag der Wahl. Und am Ende doch die CDU gewinnt. Mit Baerbock haben die Grünen allerdings eine sehr starke Personenmarke installiert, die dazu führen könnte, dass es diesmal anders läuft.

Armin Laschet

Richtig klar ist nicht, wofür Laschet steht. Immerhin: Er konnte in NRW schon beweisen, dass er Kohle und Umwelt unter einen Hut kriegt, und er weist klar darauf hin, dass vor dem Verteilen das Erwirtschaften kommt. Ebenso beschäftigte er sich mit Einwanderung, als seine Partei sie noch eher als Übergangsproblem sah – was ihm in der Partei den polemischen Spitznamen „Türken Armin“ einbrachte. Weiteres klares Pfund von Laschet: Seine Regierungserfahrung in einem wirtschaftsstarken Flächenstaat (keinem Stadtstaat wie Hamburg wie Olaf Scholz oder gar keine Erfahrung wie Baerbock). NRW galt zwar auch vor Corona schon als nicht sonderlich gut gemanaged, aber Laschet kann nachweislich regieren und Wahlen gewinnen. Nicht zuletzt kann er sowohl mit der FDP als auch höchstwahrscheinlich mit den Grünen, zu denen er schon früher als andere in der CDU über die „Pizza Connection“ Kontakt suchte. Seine Siegchancen sind also sehr hoch.

Olaf Scholz

Den Namen „Scholzomat“ hat er nicht grundlos bekommen, denn Olaf Scholz fällt nicht unbedingt durch großes Charisma auf. Doch das eigentliche Problem liegt nicht beim Kandidaten, sondern bei der Partei. Die befindet sich in einem echten Dilemma: Die SPD hat ihre alte Klientel, die Arbeiter, komplett fallengelassen, was so weit geht, dass sie sogar Streit mit ihren alten Verbündeten, den Gewerkschaften, wegen Neukaufprämien für Verbrennerautos vom Zaun bricht. Warum? Weil die SPD ihren alten Markenkern loswerden und einen neuen annehmen möchte. Sie wäre gern so links wie die Linke und so grün wie die Grünen. Aber diese Nischen sind schon besetzt. Wer es ganz links will, wählt die Linke, und wer es grün will, wählt... die Grünen, deren Kandidatin auch um einiges charismatischer als der hölzerne Scholz ist. Und wer tatsächlich mit der SPD liebäugelt, weil sie sich „um die kleinen Leute kümmert“ (falls das wirklich noch jemand glaubt), dürfte zudem mit Scholz fremdeln, da für ihn der Spruch „links blinken, rechts fahren“ nahezu erfunden wurde. Als Personenmarke steht er also genau für die Zerrissenheit, die den Wähler komplett orientierungslos zurücklässt und hat nur wenig Chancen auf die Kanzlerschaft.

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Über den Autor

Prof. Dr. Veit Etzold, „der deutsche Dan Brown“ (Radio Bremen), versteht es, die Techniken einer spannenden Geschichte nahtlos in die Kommunikation von Individuen und Unternehmen zu übertragen. Nach einer Karriere als Manager in der Finanzbranche (Allianz), Unternehmensberatung (BCG) und in der Management-Ausbildung (ESMT, IESE) berät er heute zahlreiche DAX-Konzerne, Mittelständler, Banken, Strategieberatungen sowie Internetkonzerne, Private Equity Fonds und Start-ups. Zudem lehrt Etzold Strategisches Management, Marketing und Vertrieb sowie Storytelling an der Hochschule Aalen, Baden-Württemberg, und leitet das dortige Kompetenzzentrum für Neuromarketing. Doch Veit Etzold begeistert in Vorträgen nicht nur Führungskräfte und Unternehmer, sondern auf seinen zahlreichen Thriller-Lese-Events auch tausende von Krimi- und Thriller-Fans. Mit seinem Thriller "Final Cut" gelang ihm im Jahre 2012 der Durchbruch als einer der Top-Thriller-Autoren Deutschlands. Weitere Spiegel-Bestseller folgten. Sein Sachbuch "Strategie: Planen – erklären – umsetzen" gilt als Standardwerk.