Von Viola Restle
Bei jeder PowerPoint-Präsentation liegt der Schlüssel im radikalen Abspecken Ihrer Folien, um sie übersichtlich zu gestalten. Und wenn so wenig auf den Folien ist, stellt sich die Frage: Brauchen Sie dafür überhaupt noch PowerPoint? Das können Sie auch auf dem Flipchart zeigen.
Das Flipchart führt bei vielen Rednerinnen ein Aschenputtel-Dasein. Sie vermeiden es, da es während der Präsentation Zeit kostet, das Flipchart zu beschreiben, anstatt einfach eine Folie an die Wand zu werfen. Vorbereitete Blätter sind umständlich zu handhaben, und die Gefahr der Unleserlichkeit ist groß – sei es, dass der untere Teil des Flipcharts oft nur von den vorderen Reihen im Publikum gesehen werden kann, sei es bedingt durch die Handschrift der Vortragenden (ja, daran arbeite auch ich noch immer). Außerdem bietet es deutlich weniger Gestaltungsmöglichkeiten als PowerPoint.
Mit Flipcharts Flexibilität gewinnen
Das alles ist richtig. Dennoch ist für mich das Flipchart das wichtigste Hilfsmittel überhaupt. Sie können die Kombination von beiden nutzen, um Abwechslung in eine reine PowerPoint-Präsentation zu bringen. Und das, was Sie sich bei einer Folie mühsam erarbeiten müssen – die Konzentration auf das Wesentliche –, gelingt auf dem Papier fast von selbst, da Sie jedes (unnütze) Detail mühsam handschriftlich ergänzen müssen. Auch bietet Ihnen ein Flipchart mehr Flexibilität: Sie können ein Diagramm im Zwiegespräch entwickeln, spontan auf Ihr Publikum eingehen und gemeinsam etwas aufbauen. Und wenn Sie Balken für Balken zeichnen, bauen Sie damit mehr Spannung auf, als wenn Sie das fertige Chart an die Wand werfen.
Vor allem aber hat das Flipchart einen entscheidenden Vorteil: Die Aufmerksamkeit Ihres Publikums kann nur auf einem Punkt sein – Sie können sich das vorstellen wie ein Spotlight im Theater. Der Fokus ist immer dort, wo sich etwas bewegt. Sobald Sie eine neue Folie einblenden, wird die Aufmerksamkeit damit auf die Leinwand gelenkt und somit weg von Ihnen. Zeichnen Sie Ihre Balken hingegen am Flipchart, sind Sie dort selbst aktiv. So nehmen Sie den Fokus Ihrer Zuhörerinnen mit und müssen ihn nicht erst mühsam zurückholen, wenn Sie mit Ihren Erläuterungen beginnen. Sie buhlen um die Aufmerksamkeit Ihres Publikums. Ständig. Da müssen Sie sich mit Ihren PowerPoint- Folien doch nicht freiwillig Konkurrenz auf die Bühne holen.
Vorzeichnen verleiht Ihnen Sicherheit
Probieren Sie es einmal aus: Blättern Sie Ihre fertige Präsentation durch und stellen Sie sich bei jeder Folie die Frage: „Kann ich PowerPoint hier durch das Flipchart ersetzen?“ […] Die Schwierigkeit beim freihändigen Zeichnen von Diagrammen ist, auf Anhieb die richtigen Größenordnungen darzustellen. Hier hilft Ihnen ein einfacher Trick: Nutzen Sie vorzugsweise kariertes Papier und zeichnen Sie sich Ihre Linien bzw. die Eckpunkte leicht mit Bleistift vor. Das sieht niemand außer Ihnen – und Sie treffen zielsicher die richtigen Größenverhältnisse.
5 Flipchart-Tricks auf einen Blick
Präsentieren Sie Zahlen so, dass sie von den Zuhörern verstanden werden und ihnen noch lange im Gedächtnis bleiben.
- Transportieren Sie Ihre wesentlichen Zahlen als Charts, damit diese von Ihren Zuhörerinnen leicht verstanden werden können.
- Mit einem Diagramm können deutlich weniger Informationen transportiert werden als in einer Tabelle: Überlegen Sie daher genau, welche Zahlen Ihnen wichtig sind und was Sie damit sagen wollen.
- Eine Präsentation ist kein Handout: Seien Sie geizig mit den Details pro Folie. Je weniger Informationen Sie zeigen, desto mehr Aufmerksamkeit wird der einzelnen Information zuteil.
- Erstellen Sie zuerst Ihr Handout, speichern es als separate Datei und kürzen Sie danach in der Präsentationsversion so viele Details wie möglich.
- Nutzen Sie das Flipchart, um Spannung zu erzeugen und um im Fokus Ihres Publikums bleiben.
Über die Autorin
Viola Restle ist Interimsmanagerin, Trainerin, Rednerin und Dozentin mit über zwei Jahrzehnten Berufs- und Führungserfahrung im Bereich Finanzen und Controlling. Sie hält Vorträge und gibt Workshops zu den Themen Präsentation und Controlling. 2006 wurde Viola Restle Europameisterin der freien Rede. Zu ihren Kunden zählen namhafte Unternehmen wie Coca-Cola und Cirquent.