Management, Führung

So meistern Sie schwie­rige Zeiten.

7 Fragen an Stephen R. Covey von Reinhold M. Karner

Lieber Herr Covey!

Keine Frage, Sie sind ein Star von Weltruhm unter den Bestsellerautoren der Wirtschafts- und Managementliteratur. Ein, nach modernem Vokabular, Schwergewicht als »Influencer«. De facto sind Sie es durch Ihr unübertroffenes Lebenswerk und die millionenfach verkauften Bücher.

Ich kann Ihnen versichern, Ihr wertvoller Beitrag hat unzählige Leben bereichert, ein Stück besser, erfolgreicher und glücklicher gemacht. Auch gelten Sie weithin als Vorbild.

Leider sind wir uns nicht persönlich begegnet. Aber wäre ich Ihnen persönlich begegnet, dann hätte ich Ihnen gerne in entspannter Atmosphäre diese sieben Fragen gestellt:

  1. Was bedeuten Ihnen wahre Werte?
  2. Was ist Ihr Nordstern - gerade in schwierigen Zeiten?
  3. Wie treffen Sie kluge Entscheidungen?
  4. Was macht ein gutes Buch aus?
  5. Würden Sie sich als vernünftigen Menschen bezeichnen? Und was denken Sie über Vernunft?
  6. Wie gelingt es Ihnen, die Ratschläge aus Ihren Büchern diszipliniert zu leben?
  7. Was ist für Sie der zentrale Schlüssel zu einem erfüllten Leben?

Natürlich hätte mich noch interessiert, ob Sie sich auch genügend Momente der Entspannung gönnen, um der Muse genügend Raum zu geben.

Auf jeden Fall danke ich Ihnen für alles, was Sie für die Menschheit geschrieben haben - allen voran Ihren Weltbestseller "Die 7 Wege zur Effektivität". Und auch dafür, dass Sie mich auf die Idee gebracht haben, dieses persönliche Gespräch mit Ihnen zu führen, zumindest in Gedanken.

Wahre Werte als Nordstern in schwierigen Zeiten

Einer unserer gemeinsamen Nenner ist das so wichtige Thema der wahren Werte. Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern, dass jeder seine wahren Werte kennt und hochhält. Denn letztlich sind sie der unverzichtbare Nordstern für ein respektvolles, gelingendes und zuversichtliches Leben, für ein gedeihliches Miteinander - in guten wie in schwierigen Zeiten.

Und gerade in Zeiten, wo Maß und Mitte verloren scheinen, möchte ich allen ans Herz legen, so gut wie möglich dem Sprichwort »der drei Affen« zu folgen. Und zwar im ursprünglichen Sinne:  

„Nichts sehen, nichts hören, nichts sagen!“

Das heißt aber nicht, dass man überall einfach wegschauen soll. Denn das wäre keine Anleitung für den richtigen sozialen Umgang oder für ein gedeihliches Miteinander der Menschen. Nein, denn dieser weise Rat aus Asien war ganz anders gemeint.

„Nichts sehen, nichts hören, nichts sagen!“

Dieser Rat stammt aus dem 12. Buch der Analekten des Konfuzius und ist an seinen Schüler Yan Hui gerichtet, und zwar in Bezug auf den Umgang mit dem Schlechten, dem Bösen:

  • Was nicht dem Gesetz der Schönheit (d.h. des angemessenen Verhaltens) entspricht, darauf schaue nicht.
  • Was nicht dem Gesetz der Schönheit entspricht, darauf höre nicht.
  • Was nicht dem Gesetz der Schönheit entspricht, davon rede nicht.
  • Und in manchen Varianten wird noch ein vierter Affe erwähnt: Was nicht dem Gesetz der Schönheit entspricht, das tue nicht.

Worauf es gerade in diesen Zeiten ankommt, ist natürlich, sich über das regionale und globale Geschehen zu informieren. Aber der goldene Weg ist, sich nicht über alles und jedes aufzuregen, sondern den „Job“, Ordnung zu schaffen, denjenigen zu überlassen, die dafür professionell bestellt sind. Die haben ohnehin den besseren Überblick, die fundierteren Informationen und Handlungsmöglichkeiten.

Worauf richten Sie Ihren Blick?

Das, worauf Sie Ihren Blick richten, ist nicht nur in Ihrem Blickfeld, sondern wird von Ihnen auch mit Ihrem Interesse, Ihrer Energie und Kraft bedient und dadurch gestärkt. Es bekommt Raum in Ihrem Leben. Aber auch in Ihrer Umgebung, in Ihrer Familie. Insofern sollten Sie sich wirklich gut überlegen, wie oft Sie sich das täglich anhören und ansehen, wie oft Sie sich die gleiche Botschaft immer wieder vor Augen führen?

Einmal am Tag Ihre Aufmerksamkeit darauf zu richten, um informiert zu sein, um mitreden zu können, wenn Sie das wirklich wollen, das ist natürlich angemessen. Aber sich oft, stündlich damit berieseln zu lassen, ob im Fernsehen, im Radio, in den Zeitungen und dann auch noch in den sozialen Medien, das ist zu viel.

So bekommt das Negative Zugang zu Ihrer Gedankenwelt, zu Ihrem Bewusstsein. Es nistet sich ein und erlangt dadurch eine mächtige Wirkungskraft.

Die Dosis macht immer das Gift

Deshalb sollten Sie sich auch möglichst wenig mit Menschen umgeben, die sich zu sehr mit dem Schlechten, dem Negativen beschäftigen. Die Pessimisten sind, die ständig jammern, die alles besser wissen, die nur das Negative suchen, sehen, hineininterpretieren. Machen Sie da nicht mit. Damit schadet man sich am Ende nur selbst.

Es macht das Gute nicht besser, es hilft niemandem, aber es macht das Schlechte stärker, es zieht Sie und Ihr Umfeld in den Keller. Es raubt Ihnen Ihre positive Energie und Ihre Freude. Und gerade die ist in Zeiten wie diesen so wichtig für Sie und Ihre Mitmenschen. Halten Sie stattdessen Ihre wahren Werte, Ihre Zuversicht unerschütterlich hoch! Sehen Sie das Gute, das Glückende, das trotz allem geschieht. Stärken Sie so die positiven Kräfte und werden Sie zum Leuchtturm für sich und andere.

Genau so war der weise Rat von Konfuzius bezüglich »der drei Affen« gemeint. Das schafft auch Raum für positive Gedanken, damit sich am Ende doch noch alles zum Guten wendet!

Bildquelle:  Smileus / istockphoto.com

Über den Autor

Reinhold M. Karner ist vielfach ausgezeichneter KMU-Unternehmer im Bereich Digitalisierung, Business-Optimierung und Managementberatung. Unter anderem war er „Unternehmer des Jahres“ in Österreich und belegte Platz 1 bei der Wahl zum besten Unternehmensberater. Sein umfassendes Wissen in Sachen Entrepreneurship bringt er als Erfolgscoach für Unternehmer, hochklassige Führungskräfte, Berater, Investoren sowie als Aufsichtsrat und Kolumnist für namhafte Medien ein. Zudem ist Reinhold M. Karner als Start-up-Mentor und als Dozent für mehrere international anerkannte Hochschulen tätig.