Persönliche Entwicklung, Karriere, Finanzen

Ziele

Mehr erreichen in Schule, Studium und Ausbil­dung - Teil 3

von Brian Tracy

Ich möchte dir jetzt eine Technik vorstellen, die deinem Leben eine neue Richtung geben wird, wenn du dich heute an ihre Umsetzung machst. Selbstwertgefühl ist ein Mindset und Eigenverantwortung zu übernehmen ist sowohl ein Mindset als auch ein spezielles Skill. Beide bilden sie die Basis für den Erfolg. Doch um im Leben wirklich erfolgreich zu sein, brauchst du vor allem auch eine bestimmte Technik.

Nichts wird dich schneller und direkter zum Erfolg führen, als wenn du klare, schriftlich formulierte Ziele hast. Das Aufschreiben von Zielen wirkt wie ein Turbobeschleuniger für alles, was du dir vornimmst und zu erreichen versuchst. So kannst du alles, was du willst, in einem Bruchteil der Zeit erreichen, die andere dazu bräuchten.

Was ist ein Ziel?

Würdest du einen erfolgreichen Menschen fragen, womit er sich gedanklich die ganze Zeit beschäftigt, bekämst du mit größter Wahrscheinlichkeit zur Antwort: »Mit dem, was ich erreichen will!« Tausende erfolgreiche Menschen sind genau das gefragt worden – und haben genau das geantwortet. Ganz grundlegend gesagt, ist ein Ziel einfach »eine Sache, die du willst«. Es passiert vielleicht kein Wunder, aber doch etwas Wunderbares, wenn du dich unentwegt mit deinen Zielen beschäftigst: Du wirst die Dinge, die zum Erreichen deiner Ziele notwendig sind, mehr und mehr anziehen. Wenn deine Ziele dir immer präsent sind, entwickelst du ein Gespür für Situationen. Du merkst, wenn dir ein Mensch oder eine Sache begegnet, der oder die dir helfen wird, dieses Ziel zu erreichen. Du wirst den Menschen um dich herum ganz selbstverständlich von deinem Ziel erzählen, sodass es sehr gut sein kann, dass jemand, der dir zuhört und der eine Sache hat oder kann, die du brauchst, dir seine Hilfe anbietet.

Ziele können kurz- oder langfristig sein – »eine sehr gute Note für meine Präsentation« oder »ein gut bezahlter Job«. Es gibt jedoch ein paar Dinge, die die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass du dein Ziel erreichst: Die beiden wichtigsten Eigenschaften eines Ziels sind, dass es konkret ist und dass es schriftlich festgehalten wird.

Neue Serie: Mehr erreichen in Schule, Studium und Ausbildung - Ziele

Deine Ziele sollten nicht vage oder allgemein sein wie z. B.: »Ich möchte Erfolg im Beruf haben.« Wenn dein Ziel zu allgemein gefasst ist, wirst du nicht wissen, wie du es angehen sollst, und ohne spezielle Messgröße wird dir das Ziel keine ausreichende Motivation bieten. Es muss stattdessen etwas Spezifisches sein, wie die genaue Note, die du in einem bestimmten Kurs oder einer speziellen Klausur haben willst. Es könnte auch ein Musikstück sein, das du für einen Orchesterauftritt einüben willst, die Anzahl der Tore, die du bis zum Ende der Fußballsaison erzielen willst, oder eine persönliche Bestzeit, die du bei einem Sportwettkampf aufstellen willst.

Ziele sinnvoll formulieren: die drei Ps

Die Wirkweise des menschlichen Gehirns spielt bei der Erreichung von Zielen eine bedeutende Rolle. Je mehr du dich gedanklich mit deinen Zielen beschäftigst, desto schneller wirst du sie erreichen. Diese Fähigkeit unseres Unterbewusstseins ist eine enorme Kraft. Doch damit diese Kraft auch freigesetzt wird, müssen deine Ziele auf bestimmte Weise formuliert werden. Der Schlüssel zu gut formulierten Zielen liegt in der Anwendung der 3-P-Formel: präsentisch, positiv und persönlich.

Erstens solltest du deine Ziele im Präsens, d. h. in der Gegenwartsform, formulieren – so als hättest du sie bereits erreicht.

Statt: »Ich will eine sehr gute Note in Englisch bekommen«, solltest du also schreiben: »Ich habe eine sehr gute Note im Englischkurs« oder »Ich kann Beethovens Sonate in F-Dur auswendig spielen«.

Zweitens solltest du deine Ziele immer positiv formulieren – also das positive Resultat beschreiben und nicht das negative, das du zu vermeiden suchst.

Statt: »Ich werde damit aufhören, die Dinge auf die lange Bank zu schieben«, ist es sinnvoll zu schreiben: »Ich plane den Tagesablauf im Voraus und vervollständige stetig meine To-do-Liste«.

Drittens schließlich solltest du alle Ziele in der Ich-Form formulieren, und zwar so, dass auf das »Ich« unmittelbar ein Verb folgt.

Dies ist ein klares und starkes Signal, das dem Gehirn sagt, dass es jetzt aktiv werden soll. Vermeide Formulierungen wie: »Mein Ziel ist es, zu verstehen, wie ein Beweis für ein geometrisches Problem geführt wird.« Schreibe stattdessen: »Ich kann einen genauen und vollständigen Beweis für ein geometrisches Problem führen.«

Die Zehn-Ziele-Übung

Die Zehn-Ziele-Übung

Es gibt eine sehr einfache Übung, die du machen kannst und die den Glauben an die Kraft der Ziele in dir wecken wird. Ich habe sie Hunderttausenden Menschen auf der ganzen Welt vermittelt, und seit vielen Jahren stehen Teilnehmer, die zum wiederholten Male dabei sind, nach meinen Vorträgen und Workshops Schlange, um mir mitzuteilen, wie gut die Übung bei ihnen funktioniert hat.

Und so funktioniert die Übung:

Nimm dir ein Blatt Papier und schreibe zehn Ziele auf, die du im kommenden halben Jahr erreichen willst. Nutze dazu die 3-P-Formel. Lege das Blatt beiseite und wirf keinen Blick mehr darauf, bis das halbe Jahr um ist. Nimm es dir dann wieder vor und prüfe deine Angaben. In fast allen Fällen sagen mir die Leute, sie hätten mindestens acht der zehn notierten Ziele erreicht! Es wird dir wie Zauberei vorkommen, wenn du Erfolge erzielst, nachdem du lediglich diese einfache Aufgabe ausgeführt hast. Du wirst anfangen, an die Kraft zu glauben, die im Aufschreiben von Zielen steckt.

Ziele müssen vernünftig sein

Ziele aufschreiben und dann mit aller Konsequenz daran zu arbeiten, dass sie Wirklichkeit werden, ist eine äußerst wirkungsvolle Technik. Dennoch ist es unbedingt erforderlich, dass du einen realistischen und vernünftigen Zeitrahmen festlegst, innerhalb dessen du sie erreichst. Und du musst wirklich glauben, dass es möglich ist.

In jungen Jahren habe ich einen Fehler gemacht, als ich mir zum Ziel setzte, eine bestimmte Menge Geld zu verdienen, die zehnmal größer war als das, was ich bis dahin je verdient hatte. Ich bin diesem Ziel nicht nähergekommen, und schließlich habe ich eingesehen, dass dieses Ziel keine Hilfe für mich darstellte. Es war ein so riesiger Sprung, dass mein Gehirn nicht daran glauben konnte. Mein Unterbewusstsein lehnte das Ziel ab, und darum ging von ihm nicht die nötige Kraft aus, um mich genug zu motivieren. Es ist wichtig, wenn du dir Ziele zu setzen beginnst, dass du ehrlich einschätzt, an welchem Punkt du dich gerade befindest. Falls es dein Ziel ist, ein Mozart-Konzert auswendig spielen zu können, aber du erst seit sechs Monaten Klavier übst, wirst du einen realistischen Zeitrahmen für das Ziel festlegen müssen. Wenn du meinst, du könntest ein so ehrgeiziges Ziel in einem Zeitraum erreichen, der eigentlich unrealistisch ist, wird dein Gehirn genau das tun, was auch mein Gehirn getan hat – es wird das Ziel unterbewusst als utopisch zurückweisen und du wirst keine Fortschritte machen.

Wenn du als Schüler mit deinen Noten in der Schule unzufrieden bist und dein Ziel ist: »Ich habe in all meinen Leistungskursen eine glatte Eins«, so wäre es ratsam, du schaust auf deine jetzigen Noten und überlegst dir ein paar Zwischenschritte. Wenn du zum Beispiel gerade in deinen drei Leistungskursen eine gute, eine befriedigende und eine sehr gute Note hast, könntest du dir für die nächsten Halbjahre steigende Ziele setzen. Bis zum Ende des laufenden Halbjahrs könntest du als Ziel anstreben: »Ich habe in zwei Leistungskursen eine Zwei und im dritten eine Eins«; bis zum Ende des nächsten Halbjahres: »Ich habe zwei Einsen und eine Zwei«; zum Ende des nächsten Halbjahres dann: »Ich habe in all meinen Leistungskursen eine Eins.«

Handle und das entsprechende Gefühl kommt von allein

Wie in psychologischen Studien immer wieder nachgewiesen wurde, bestimmen unsere Handlungen unsere Gefühle und nicht umgekehrt unsere Gefühle unsere Handlungen. Es ist wirklich verrückt, welches Potenzial in dieser einen kleinen Tatsache steckt: Du kannst deine Gefühle selbst bestimmen, indem du so handelst, wie jemand handeln würde, der das fühlt, was du fühlen willst.

Das ist auch eine gute Nachricht für dich, wenn und wann immer du eine neue Aufgabe oder Herausforderung angehst. Als Anfänger wirst du wahrscheinlich zu kämpfen haben und zunächst auch Fehlschläge hinnehmen müssen. Das ist normal! Du wirst dich vermutlich nicht wie die großartige, selbstbewusste Person fühlen, die du gern wärst, und dich stattdessen vielleicht mit Selbstzweifeln und Ängsten plagen. Es gibt jedoch eine sehr wirkungsvolle Technik, die du anwenden kannst, um dagegen anzukämpfen; sie nennt sich »so handeln, als ob«.

Ziele in Schule, Studium und Ausbildung

Wenn du so handelst, »als ob« du bereits die Person wärst, die du gern werden möchtest, wirst du anfangen, dich so zu fühlen, als wärst du sie. Wenn du zu den Besten in deinem Kurs oder Studiengang gehören willst, so schau dir an, womit diejenigen ihre Zeit verbringen, die Spitzennoten bekommen, und verbring deine Zeit dann genauso. Wenn du als Sportler Besonderes leisten willst, schau dir an, wie die Topathleten deines Alters trainieren, und trainiere so wie sie. In kürzester Zeit wirst du nicht mehr nur so agieren, »als ob« du erfolgreich wärst, sondern selbst Erfolg haben.

Bleibe beharrlich, was auch passiert

Was du dazu vor allem brauchst, ist eiserne Beharrlichkeit im Einsatz für deine Ziele. Das allein garantiert, dass du sie am Ende auch erreichst. Dennoch wird es nicht ausbleiben, dass du Rückschläge, Misserfolg und auch Enttäuschung erlebst, während du auf deine Ziele hinarbeitest. Dies ist unvermeidlich, schließlich heißt es nicht umsonst: »Der Meister ist öfter gescheitert, als es der Schüler je versucht hat.«

Beharrlichkeit ist wichtiger als ein scharfer Verstand, wichtiger als diese und jene Hilfsmittel, ja sogar wichtiger als Begabung. Es ist deine Fähigkeit, trotz Misserfolgen durchzuhalten – einen neuen Anlauf zu nehmen, es anders zu versuchen und weiterzumachen – und noch mehr als deine kühnsten Träume wahr werden zu lassen.

Wenn du deine Ziele erst mal schriftlich formuliert hast, wird dich fast nichts mehr davon abhalten können, sie zu erreichen.

Über den Autor

Brian Tracy (Solana Beach, Kalifornien/USA) gilt als einer der besten Persönlichkeits- und Managementtrainer der Welt. Jährlich besuchen 350.000 Teilnehmer seine Seminare. Er ist Präsident eines Unternehmens mit über 350 Beratern und Trainern. Seine Bücher und Audioprogramme sind Bestseller und in 17 Sprachen und 38 Ländern erhältlich. Brian Tracy lebt in der Nähe von San Diego, Kalifornien, und hält regelmäßig Seminare und Vorträge in Europa, vorwiegend in Deutschland.