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Sach­ver­halt oder lösbares Problem?

Von Gina Schöler und Jochen Gürtler

Sachverhalt oder lösbares Problem?

Eine plötzliche schwere Krankheit, der überraschende Verlust des Arbeitsplatzes, der unerwartete Tod eines nahestehenden Menschen – das alles sind Ereignisse, die nicht in unserer Macht stehen. Genauso wenig wie wir uns unsere Eltern (und deren Erziehungsmethoden) aussuchen konnten oder die Zeit, das Land und die gerade herrschenden Umstände, in die wir durch unsere Geburt „hineingeworfen“ wurden.

Wir alle sind ständig materiellen, politischen und sozialen Umständen unterworfen, die wir nicht oder nur in einem sehr engen Rahmen ändern können. Auch als Life Designer bist du nicht komplett frei von äußeren Umständen, doch gleichzeitig kann Veränderung nur gelingen, wenn du die Verantwortung für dein Leben und deinen Wunsch nach Veränderung übernimmst.

Der Mensch ist verurteilt, frei zu sein

Denn der Mensch ist, wie es der französische Philosoph und Mitbegründer des Existenzialismus Jean-Paul Sartre etwas überspitzt formuliert, „verurteilt, frei zu sein“. Verurteilt, weil er sich nicht selbst erschaffen hat, andererseits aber dennoch frei, da er, einmal in die Welt geworfen, für alles verantwortlich ist, was er tut. (Sartre, 1989) Diese Sichtweise lässt ahnen, warum wir Verantwortung so oft eher als belastend denn als befreiend empfinden. Denn die Welt, in der ich für mich und mein Leben Verantwortung übernehmen soll, kann ich mir nicht oder nur in sehr eingeschränktem Maße selbst wählen. Und oft sind die verbleibenden Möglichkeiten so, dass man sich der Verantwortung lieber entziehen möchte, statt sie mit allen Konsequenzen zu tragen.

Sachverhalt oder lösbares Problem?

Die Entscheidung liegt bei uns

Wir haben offensichtlich nicht immer die Freiheit, die Umstände, in denen wir leben, selbst zu wählen, und sind für diese oft auch nicht verantwortlich. Wir haben aber immer die Freiheit und die Verantwortung, uns zu entscheiden, wie wir auf diese Umstände antworten oder reagieren, welche Bedeutung wir ihnen geben. Diese Freiheit und Verantwortung kann man einem Menschen nicht abnehmen. Man kann sie ihm aber auch nicht wegnehmen, es sei denn, man bringt ihn um den Verstand oder um sein Leben.

Fernab von solch existenziellen Gedanken hat sich für uns die Unterscheidung zwischen „Sachverhalt“ und „lösbarem Problem“ bewährt. Ist das, was du verändern willst, für dich wirklich veränderbar oder doch eher ein Sachverhalt, der erst einmal so ist, wie er ist? Wenn dem so ist, dann ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass du dich am Ende erfolglos daran aufreibst und dein Veränderungswille verpufft. Effektiver kann es dann sein, dir zuerst einmal Zeit zu nehmen, herauszufinden, was dich an dem vordergründigen Sachverhalt wirklich stört, und daraus einen Aspekt abzuleiten, der für dich in der Tat veränderbar ist. So wirst du wieder „handlungsfähig“.

Fazit:

Wir alle sind in unserem Leben äußeren Umständen unterworfen, die sich nicht oder nur in einem begrenzten Rahmen verändern lassen können. Wir haben aber gleichzeitig immer die Freiheit, zu entscheiden, welche Bedeutung wir diesen geben und wie wir darauf reagieren.

Über den Autor

Gina Schöler leitet die bundesweite Initiative „Ministerium für Glück und Wohlbefinden“ und ruft mit bunten Aktionen und Angeboten dazu auf, das Bruttonationalglück zu steigern. Ned babbeln, mache! Als waschechte Mannheimerin und leidenschaftliche Weltverbesserin hat sie sich ihren Beruf erfunden: Glücksministerin. Aus dem Bereich Kommunikationsdesign kommend, macht Gina auf fröhliche und unkonventionelle Weise Werbung für Werte. Sie ist chronisch neugierig und immer auf der Suche nach spannenden Ideen und Möglichkeiten, wie sie Menschen für die wichtigen Themen wie Zufriedenheit, Positive Psychologie und Lebensgestaltung begeistern kann. Durch greifbare Ansätze, die sofort in den (Arbeits-)Alltag übertragbar sind, fasziniert sie tausende Menschen, Unternehmen und sogar Bundesministerien. Gina Schöler ist (Co-)Autorin verschiedener Bücher rund um die Themen Glück und Wohlbefinden.

Jochen Gürtler ist Design Thinker durch und durch und hat in den letzten 10 Jahren sicherlich hunderte unterschiedliche Design-Thinking-Workshops und -Projekte (fast) auf der ganzen Welt geplant und durchgeführt.
Neben der fundierten Ausbildung von zukünftigen Design-Thinking-Coaches für größere und kleinere Unternehmen verbindet Jochen Design Thinking am liebsten mit persönlicher Weiterentwicklung und Lebensgestaltung. Zusammen mit der Glücksministerin Gina Schöler bietet er hierzu seit 2015 unterschiedliche Workshop-Formate für Erwachsene, Jugendliche und Schulen an (redesign-you.de).
Jochen ist studierter Informatiker und blickt auf 23 Jahre Konzernerfahrung in Entwicklung und Beratung zurück. Daneben ist er ausgebildeter Gestalttherapeut und arbeitet seit Jahren als Business Coach. Jochen ist Co-Autor verschiedener Bücher rund um Design Thinking, Facilitation und digitale Transformation.