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E-Learning braucht keinen Hype – sondern einen Plan

Interview mit Franziska Melzig und Guy Fischer

Am 14. August 2025 erschien „E-Learning mit Plan – Ein praktischer Wegweiser durch die Welt des digitalen Lernens“ im GABAL Verlag. Wir haben mit den beiden Autor:innen Franziska Melzig und Guy Fischer über E-Learning-Hypes, Stolperfallen, Quickreader, Checklisten – und über das, was wirklich funktioniert – gesprochen.

Frage: Was hat euch dazu bewegt, dieses Buch zu schreiben?

Guy Fischer:
Der Impuls kam ehrlich gesagt aus dem Alltag. Wir erleben regelmäßig, dass Unternehmen E-Learning wollen – aber gar nicht wissen, was das eigentlich bedeutet. Dann stehen da Buzzwords wie „Microlearning“ oder „Gamification“ im Raum, aber es fehlt ein konkreter Plan, wie man so ein Projekt strukturiert. Genau da wollten wir ansetzen.

Franziska Melzig:
Ja, und aus didaktischer Sicht wird oft unterschätzt, wie viel Konzeptarbeit vor dem ersten Tool-Einsatz nötig ist. Das können viele nicht allein stemmen, und ein LMS allein ist noch kein Lernkonzept. Wir wollten ein Buch schreiben, das Lesende an die Hand nimmt – mit Quickreadern, Checklisten und klaren Umsetzungshilfen. Kein Theoriewälzer, sondern ein echtes Arbeitsbuch.

Frage: An wen richtet sich das Buch konkret?

Franziska Melzig:
Im Prinzip an alle, die E-Learning nicht einfach nur blind einkaufen oder „mitlaufen lassen“ wollen, sondern zielgruppengereicht mitgestalten. Also HR-Abteilungen, Trainen, Projektleitende – oder auch Lehrende in Bildungseinrichtungen.

Guy Fischer:
Und auch an Leute, die mitten im Projekt stecken und merken: „Okay, wir brauchen mehr Struktur.“ Besonders im Mittelstand begegnen wir oft der Situation: „Wir haben ein LMS, aber es nutzt kaum jemand.“ Unser Buch hilft, genau solche Knoten zu lösen – ohne viel Theorieballast (außer man will sie).

Frage: Was unterscheidet „E-Learning mit Plan“ von anderen Fachbüchern auf dem Markt?

Guy Fischer:
Viele Bücher beleuchten das Thema technisch oder pädagogisch, aber selten aus beiden Richtungen gleichzeitig. Wir haben den Anspruch, beides zu verbinden: Wirtschaftliche Realität trifft auf fundierte Didaktik.

Franziska Melzig:
…und dabei wollten wir praxisnah bleiben. Deshalb gibt’s in jedem Kapitel Quickreader – also Zusammenfassungen für alle, die wenig Zeit haben – und konkrete Checklisten, mit denen man direkt arbeiten kann. Sie wissen schon – Struktur geben, aber niemanden überfordern.

Guy Fischer:
Und es gibt keine künstliche Hochglanz-Story. Wir zeigen echte Projekte – mit Erfolgen und mit Reibung. Weil das ehrlicher ist.

Frage: Ihr sprecht im Buch viele Themen an – gibt es einen roten Faden?

Guy Fischer:
Auf jeden Fall: Der rote Faden ist immer die Frage: Was funktioniert wirklich – für wen, wann und warum? Wir starten mit der Geschichte des E-Learnings, gehen dann zu LMS, didaktischen Formaten und digitalen Tools über – und enden bei Themen wie Künstliche Intelligenz und Zukunftstrends.

Franziska Melzig:
Der rote Faden ist aber auch das „Schritt für Schritt“-Denken. Wir wollen nicht, dass Leser:innen das Gefühl haben, sie müssten sofort alles umkrempeln. Stattdessen zeigen wir: Fang klein an, aber fang durchdacht an. Genau deshalb ist das Buch auch in logische Entwicklungsschritte unterteilt.

Frage: Welches Kapitel liegt euch besonders am Herzen?

Franziska Melzig:
Das Kapitel zu didaktischen Methoden – Blended Learning, Flipped Classroom, Gamification – ist mir sehr wichtig. Viele hören diese Begriffe ständig, wissen aber nicht genau, wie sie sie sinnvoll umsetzen können. Wir geben nicht nur Definitionen, sondern konkrete Anleitungen zu „Wer will was?“.

Guy Fischer:
Ich persönlich finde das Kapitel über Fallstudien stark. Da sieht man: Theorie ist gut – aber wie es dann wirklich in Unternehmen umgesetzt wurde, mit allen Herausforderungen und pragmatischen Lösungen, ist oft viel hilfreicher.

Frage: Was waren typische Stolperfallen in Projekten, die euch inspiriert haben?

Guy Fischer:
Ein Klassiker: Der Kunde will ein „modernes E-Learning“, bestellt ein Tool – und merkt dann, dass niemand weiß, wie man es sinnvoll nutzt. Oder: Die Inhalte sind gut, aber das Format ist zu trocken. Am Ende zählt immer die Zielgruppe – was braucht sie, was motiviert sie?

Franziska Melzig:
Und auch: zu groß anfangen. Ich sage oft: Lieber ein solides Lernmodul mit klarem didaktischem Aufbau als fünf halbfertige Ideen auf einmal.

Frage: Was wünscht ihr euch, dass Lesende nach dem Lesen tun?

Guy Fischer:
Mutig werden. Und anfangen. Und im besten Fall: Einen Plan machen. Im Whiteboard, im Notizbuch oder im LMS - Hauptsache, nicht im Kopf lassen. Denn gutes E-Learning entsteht nicht durch Zufall, sondern durch Klarheit und ein bisschen Ausprobieren.

Über die Autor:innen

Franziska Melzig ist als Konzeptionistin und Instructional Designerin bei Fischer, Knoblauch & Co. für die Neuentwicklung digitaler Lernprodukte zuständig. Vom Studium für Höheres Lehramt und dem Bachelor in Sprach-, Literatur- und Kulturwissenschaften kann sie im Unternehmensalltag der E-Learning-Agentur stark profitieren – dazu gehören die Konzeption neuer Web Based Trainings, redaktionelle Tätigkeiten und die kundennahe Beratung zu den umfassenden Lernlösungen. Besonders in den Bereichen Gamification und Storytelling ergeben sich hier die Möglichkeiten zur steten Weiterentwicklung, nach denen sie in der Konzeption moderner Lernprodukte strebt. 

Guy Fischer ist gemeinsam mit Thomas Knoblauch Gründer und Namensgeber der Unternehmensgruppe Fischer, Knoblauch & Co. Als verantwortlicher Geschäftsführer laufen bei ihm alle Fäden zusammen. Seit der Gründung 1996 erstellt die Agentur hochwertige E-Learning-Produkte, Lernstrategien und digitale Lernplattformen. Dabei arbeiten sie stets an der Entwicklung neuer, innovativer Technologien. Als Leitziel von Fischer, Knoblauch & Co. hat Guy Fischer sich vorgenommen, KundInnen immer mit den neuesten technischen und didaktischen Produkten zu versorgen und bei jedem Schritt des Weges bestmöglich zu beraten.

Bild: Aree Sarak / istockphoto.com