Persönliche Entwicklung, Karriere, Finanzen

Selbst­dis­zi­plin und innerer Frieden

Warum sind manche Menschen erfolg­rei­cher, glück­li­cher und gelas­sener als andere? Der Schlüssel heißt Selbst­dis­zi­plin.

In seinem Buch „Keine Ausreden!“ zeigt Beststellerautor Brian Tracy, wie uns Disziplin in allen Lebensbereichen – vom Geschäftsleben bis hin zu Ehe und Freundschaft – unserem idealen Leben näherbringt.  

Sie brauchen ein hohes Maß an Selbstdisziplin, wenn Sie wirklich alle inneren Ressourcen entwickeln und Ihr wahres Potenzial ausschöpfen wollen. Durch alle Zeiten war der innere Frieden in allen Religionen und Philosophien das höchste Gut und Ideal des Menschen. Ihre Fähigkeit, den eigenen inneren Frieden zu erreichen, ist das wahre Maß für Ihren Erfolg und der zentrale Bestimmungsfaktor für Ihr Glück. Um sich geistig zu entwickeln und zu einer reifen Persönlichkeit zu werden, müssen Sie sich regelmäßig in Selbstdisziplin und Selbstkontrolle in Bezug auf Ihre Gedanken, Gefühle und Handlungen üben. Geistige Entwicklung, innerer Frieden und das Erleben von Freude erfordern Selbstbeherrschung und Selbstkontrolle.

Äußerer Erfolg versus inneren Erfolg

Um in der »Außenwelt« Erfolg zu haben, müssen Sie die Disziplin aufbringen, sich zu fokussieren und zu konzentrieren, im Beruf hart zu arbeiten, ständig Maßnahmen in Richtung auf Ihre Ziele zu ergreifen und mit jeder Stufe, die Sie im Leben erklimmen, noch besser zu werden. Um jedoch in der »Innenwelt« Erfolg zu haben, brauchen Sie fast die gegenteiligen Fähigkeiten: Um inneren Frieden zu finden, müssen Sie die Disziplin aufbringen, alles zu unterlassen, was Ihr Gefühl des inneren Friedens und der Zufriedenheit beeinträchtigt. Der Zen-Buddhismus lehrt, dass die Hauptursache des menschlichen Leidens und Unglücks die »Anhaftung« ist. Menschen fühlen sich an Ideen, an Meinungen und an materielle Dinge gebunden, und es widerstrebt ihnen, diese loszulassen. Manchmal sind die Menschen so mit diesen äußeren Faktoren beschäftigt, dass sie ihre seelische und körperliche Gesundheit beeinträchtigen – und sie sogar nachts nicht schlafen lassen.

Wenn Sie lernen loszulassen und sich emotional von Dingen und Ergebnissen trennen, lassen auch die damit verbundenen negativen Emotionen nach. Das ist so, als würden Sie eine Lampe ausknipsen.

Das Bedürfnis, recht zu haben

Die meisten Menschen haben ein tief sitzendes Bedürfnis, recht zu haben. Wenn Sie jedoch aufhören, sich Gedanken darüber zu machen, ob Sie recht haben, oder nicht, verschwinden alle Emotionen rund um das Bedürfnis nach Rechthaberei. Dr. Gerald Jampolsky stellte die bedeutende Frage:

»Möchten Sie recht haben, oder möchten Sie glücklich sein?«

Vielleicht geraten auch Sie in Rage, wenn es um Ihre politischen oder religiösen Überzeugungen geht, die Sie alle in gewisser Weise von jemand anderem gelernt haben. Doch wenn Sie einmal für eine Weile diese Überzeugungen in den Hintergrund treten lassen, verlieren diese ihre Fähigkeit, Ihre Emotionen anzufachen und Ihren Ärger aufzupeitschen. Seien Sie gelassen gegenüber anderen Ansichten. Ich habe Freunde und treffe Menschen mit Ideen und Meinungen, die die ganze Bandbreite des politischen und religiösen Spektrums abdecken. In den meisten Fällen kommen wir gut miteinander aus, weil wir einfach nicht über die Meinungen sprechen, in denen wir uns unterscheiden. Wir bringen bewusst und absichtlich die Disziplin auf, diese Ideen in den Hintergrund treten zu lassen, und konzentrieren uns stattdessen auf Themen, bei denen wir übereinstimmen und gemeinsame Interessen haben.

Schieben Sie die Schuld nicht auf andere

Die Hauptursache für negative Emotionen und der destruktivste Faktor für den inneren Frieden ist es, sich gegenseitig die Schuld zuzuschieben. Es ist nicht möglich, eine negative Emotion zu haben, wenn man nicht irgendjemandem oder irgendetwas die Schuld für etwas gibt. Dieser Mechanismus setzt voraus, dass einer von zwei Faktoren oder beide vorhanden sind: Der erste ist die Identifizierung, der zweite die Rechtfertigung. Wenn Sie etwas persönlich nehmen, identifizieren Sie sich damit. Sobald Sie der Meinung sind, dass jemand etwas Negatives getan oder gesagt hat, was in gewisser Weise Ihre persönlichen Interessen beeinträchtigt, werden Sie sofort ärgerlich und schieben dieser Person die Schuld zu.

Sogar wenn jemand, der es eilig hat und mit etwas ganz anderem beschäftigt zur Arbeit fährt, ja der vielleicht sogar gerade einen Streit mit seinem Ehepartner hatte, Ihnen aus diesem Grund aus Versehen im Straßenverkehr die Vorfahrt nimmt, können Sie sofort ärgerlich auf diese Person reagieren. Denn Sie haben sein Fahrverhalten persönlich genommen – und das bei einem wildfremden Menschen. Wenn Sie jedoch die Disziplin aufbringen, loszulassen und aufzuhören, die Dinge persönlich zu nehmen, ist die negative emotionale Aufladung, die mit der Person oder dem Vorfall verbunden wird, beinahe im Nu vorbei. Wenn Ihnen zum Beispiel jemand im Straßenverkehr die Vorfahrt nimmt, können Sie sich von der Situation emotional distanzieren, indem Sie zu sich selbst sagen: »Na gut, er hat es wahrscheinlich eilig, zur Arbeit zu kommen. Vielleicht ist er spät dran.« In dem Augenblick, in dem Sie das zu sich sagen, ist alle Negativität dahin, die mit dem Ereignis verbunden ist, und Sie werden wieder ruhig, entspannt und positiv.

Beenden Sie Ihr Leiden

Die zweite wichtige Ursache dafür, dass man jemandem die Schuld zuschiebt, ist wie zuvor erwähnt der Drang zur Rechtfertigung. Das geschieht dann, wenn Sie sich selbst (und anderen) erklären, warum Sie das Recht haben, sich in dieser Situation zu ärgern und sich aufzuregen. Viele Menschen verlieben sich geradezu in ihr Leiden. Ihre Probleme in der Vergangenheit werden zum zentralen Fokus ihres Lebens. Sie denken ständig über das nach, was geschehen ist. Sie führen Tag und Nacht verärgerte Zwiegespräche mit Menschen, die gar nicht anwesend sind, mit Menschen, von denen sie ihrer Meinung nach in der Vergangenheit verletzt wurden. Sobald sie ein Gespräch mit jemandem führen, zeigen sie anderen wie ein Händler auf dem Basar ihr Leiden vor. Dann gehen sie immer wieder die unglücklichen Ereignisse ihres Lebens durch und sagen, was geschehen ist, wie schlecht sie behandelt worden sind und wie schrecklich die andere Person war, die sich so und so verhalten hat. Sie sollten die Disziplin aufbringen, damit aufzuhören, dass Sie Ihre negativen Emotionen rechtfertigen, indem Sie immer wieder aufwärmen, was geschehen ist und was die andere Person getan oder nicht getan hat, und stattdessen ruhig akzeptieren, dass »so etwas vorkommt« im Leben. Dann nimmt Ihre Negativität ab, die Sie mit der anderen Person oder der Situation in Verbindung bringen. Ärgern Sie sich nicht.

Verzeihen Sie

Der Höhepunkt der Selbstdisziplin in der geistigen Entwicklung besteht darin, aktiv verzeihen zu lernen. Das Gesetz des Verzeihens besagt Folgendes:

»Je großzügiger Sie jemandem verzeihen können, der Sie auf irgendeine Art und Weise verletzt hat, desto gesünder sind Sie in mentaler und emotionaler Hinsicht.«

Über die Jahre hinweg hat jeder – auch Sie – Erfahrungen gemacht mit destruktiver Kritik, schlechter Behandlung, Unhöflichkeit, Grobheit, mangelnder Fairness, Verrat und Unehrlichkeit vonseiten anderer. Diese Vorkommnisse sind traurig, aber sie sind unvermeidlich und unausweichlich, denn wir alle sind Menschen. Nur wenn wir in einer Höhle lebten, könnten wir die Probleme und Schwierigkeiten vermeiden, die damit zusammenhängen, dass wir in einer dynamischen Gesellschaft mit vielen unterschiedlichen Arten von Menschen zusammenleben. Die einzige Frage, die Sie sich stellen und beantworten müssen, nachdem Sie eine schlechte Erfahrung gemacht haben, lautet:

»Wie lange werde ich brauchen, um über diesen Vorfall hinwegzukommen und in meinem Leben wieder Tritt zu fassen?«

Das ist eine Entscheidung, die nur Sie fällen können. Und es handelt sich um eine der wichtigsten Entscheidungen, die Sie in Ihrem Leben treffen werden, wenn Sie wirklich glücklich sein wollen. Außerdem ist es ein echter Test für Ihre mentale und geistige Disziplin.

Über den Autor

Brian Tracy (Solana Beach, Kalifornien/USA) gilt als einer der besten Persönlichkeits- und Managementtrainer der Welt. Jährlich besuchen 350.000 Teilnehmer seine Seminare. Er ist Präsident eines Unternehmens mit über 350 Beratern und Trainern. Seine Bücher und Audioprogramme sind Bestseller und in 17 Sprachen und 38 Ländern erhältlich. Brian Tracy lebt in der Nähe von San Diego, Kalifornien, und hält regelmäßig Seminare und Vorträge in Europa, vorwiegend in Deutschland.